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Virtual Reality – «Eine neue Dimension des Lernens»

Am Berufsbildungszentrum IDM Thun lernen Fachleute Betriebsunterhalt mit Unterstützung von Virtual Reality. Das IDM Thun leistet damit Pionierarbeit. «Davon können alle Berufsfachschulen im Kanton profitieren», sagt Direktor Ben Hüter.

Rolf Marti

«Virtual Reality hat eine stark motivationale Seite, weil der Unterricht eine spielerische Komponente bekommt», sagt Ben Hüter.

Am IDM Thun werden Fachleute Betriebsunterhalt neu auch mithilfe von Virtual Reality unterrichtet. Warum kommt die Technologie gerade in diesem Beruf zum Einsatz?
Wir bilden im Bereich Facility Management auch Sanitärinstallateurinnen, Maler, Unterhaltspraktikerinnen und Gärtner aus. Auch bei ihnen wollen wir künftig Virtual Reality einsetzen. Da der Beruf Fachleute Betriebsunterhalt zu allen anderen Berufen Berührungspunkte hat, kann die entwickelte Software mit wenig Aufwand adaptiert werden.

Was lernen Fachleute Betriebsunterhalt in der virtuellen Realität?
Wir haben zurzeit zwei Lernmodule. Beim Modul eins geht es darum, bei einem Rundgang durch ein Gebäude technische Störungen zu erkennen und zu beheben. Beim Modul zwei trainieren die Lernenden das Vorgehen im Brandfall.

Ist Virtual Reality mehr als eine Spielerei? Bietet sie didaktischen Mehrwert?
Absolut. Wir können Situationen trainieren, die in der Praxis selten vorkommen. Die Brandbekämpfung ist ein Beispiel. Überhaupt: Der Umgang mit Stresssituationen kann gefahrlos geübt werden. Wir können den Lernenden während eines Settings neue Aufträge zuspielen. So lernen sie, den Überblick zu wahren, Prioritäten zu setzen, Prozesse zu koordinieren. Virtual Reality eignet sich auch, um standardisierte Abläufe einzuüben – also Arbeitsschritte korrekt und in der richtigen Reihenfolge auszuführen.

Wie kommen die Lernenden mit der neuen Lernmethode zurecht?
Sie gehen mit der Technologie intuitiv um und finden sich im virtuellen Raum schnell zurecht. Da kommt ihnen wohl die Gaming-Erfahrung zugute.

Wie reagieren sie auf das Lernen mit der 3-D-Brille?
Sie finden das cool. Virtual Reality hat eine stark motivationale Seite, weil der Unterricht eine spielerische Komponente bekommt – Stichwort «Gamification». Zudem vermittelt die virtuelle Welt starke emotionale Eindrücke. Wissenseinheiten werden mit Gefühlen verknüpft und so nachhaltig verankert – eine neue Dimension des Lernens. Noch etwas: Wir erreichen mit Virtual Reality insbesondere Lerntypen, die sich mit schriftlichen Inhalten eher schwertun.

Werden die Lehrpersonen in die Entwicklung von Lerneinheiten einbezogen?
Das ist unabdingbar. Sie bringen die fachliche und die didaktische Perspektive ein. Auf der anderen Seite stehen Entwicklerinnen und Entwickler aus der Unterhaltungsindustrie. Da treffen zwei Kulturen aufeinander. Für die Lehrpersonen muss die virtuelle Lernumgebung möglichst realitätsnah sein, die Entwicklerinnen und Entwickler gewichten den Erlebnisfaktor stärker. Während der neunmonatigen Entwicklungsphase fanden wöchentlich Meetings statt.

Setzt der Einsatz von Virtual Reality räumliche oder technische Anpassungen voraus?
Nein. Es reichen ein mittelgrosser Raum, ein handelsüblicher PC und zwei Sets mit 3-D-Brillen.

Die Entwicklung der Software wurde vom Kanton Bern finanziert. Können andere Berufsfachschulen davon profitieren?
Selbstverständlich. Wir haben ein virtuelles Gebäude gebaut, das leicht auf Berufe, die ein vergleichbares Arbeitsumfeld haben, adaptiert werden kann. Weil die Grundentwicklung finanziert ist, macht die Adaption einen Bruchteil der Initialkosten aus. Ich werde das Tool an der nächsten Konferenz der Berufsfachschulleitenden vorstellen.

Mehr zum Thema

Ein ausführliches Interview mit Ben Hüter zum Thema «Virtual Reality am IDM» finden Interessierte auf der Website von Transfer.

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