Susanne Fahrni unterrichtet am Zentrum für medizinische Bildung medi. Vor zwei Jahren wurde sie beauftragt, ein Lernatelier für die Studierenden aufzubauen. Um sich optimal auf diese neue Aufgabe vorzubereiten, besuchte sie an der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung EHB das CAS «Fördern und Coachen von Lernenden». Im Gespräch hält sie Rückschau.
Peter Brand

Frau Fahrni, Sie arbeiten als Fachlehrerin im Zentrum für medizinische Bildung medi. Wen genau unterrichten Sie in was?
Ich unterrichte angehende Biomedizinische Analytikerinnen und Analytiker HF während ihres dreijährigen Studiums in den Fächern Allgemeine Labortechnik, Präanalytik sowie Hygiene und Arbeitssicherheit. Ich begleite die Studierenden vor allem in den ersten beiden Jahren auf ihrem Weg.
Worauf legen Sie im Unterricht besonderen Wert?
Ich versuche – auch in den Theoriefächern – praxisnahe und authentische Lernsituationen zu schaffen, um die Studierenden möglichst gut auf die Praktika vorzubereiten. Sie sollen bewusst die Arbeitsrealität spüren. Wichtig sind mir zudem ein respektvoller Umgang, ein vorurteilsfreies und ehrliches Interesse am Gegenüber, Geduld, klare Regeln und eine positive Fehlerkultur.
Sie haben an der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung das CAS «Fördern und Coachen von Lernenden» absolviert. Was motivierte Sie?
Wir unterrichten am medi in Klassen von 42 Studierenden, die sehr unterschiedliche Lern- und Unterstützungsbedürfnisse mitbringen. Das ist eine grosse Herausforderung. Um Studienabbrüche zu verhindern, fragen wir uns laufend, wie wir die Studierenden noch besser unterstützen können. Vor zwei Jahren übernahm ich die Aufgabe, ein Lernatelier ins Leben zu rufen. Es soll den Studierenden ermöglichen, in Kleingruppen und mit Lehrpersonen zu lernen. Ich erhoffte mir vom Besuch des CAS neue Inputs und Denkanstösse, um das Lernatelier in ein ganzheitliches Konzept einbetten zu können.
Wie ist der Lehrgang aufgebaut? Was beinhaltet er?
Er besteht aus einem Basismodul und einem Vertiefungsmodul. Auf ein Jahr verteilt finden 18 Veranstaltungen statt – sechs davon online. Im Basismodul setzten wir uns intensiv mit dem Umgang mit Lernenden in psychosozialen Krisen auseinander. Zudem befassten wir uns mit der Früherfassung von Lernenden mit einem zusätzlichen Unterstützungsbedarf. Im Vertiefungsmodul probierten wir in praktischen Übungen verschiedene Kommunikationstechniken aus und hinterfragten die eigene Rolle im beruflichen Kontext. Weiter lernten wir verschiedene Methoden des lösungsfokussierten Coachings kennen und wendeten diese in Kleingruppen anhand von eigenen Praxisbeispielen an.
Wie erlebten Sie den Lehrgang?
Sehr praxisnah, sehr lehr- und abwechslungsreich. Mit Hilfe des Gelernten konnte ich ein Konzept zur Früherfassung und zu Fördermassnahmen am Bildungsgang «Biomedizinische Analytik HF» entwickeln, in welches das Lernatelier gut eingebettet ist, und das dazu beiträgt, die Studierenden noch besser zu begleiten. Ich habe mein Ziel daher mehr als erreicht.
Wovon haben Sie am meisten profitiert?
Besonders hervorheben möchte ich die hohe Fachkompetenz der Dozierenden. Sie liessen uns an ihrer grossen Erfahrung teilhaben und reicherten den Unterricht mit realen Fallbeispielen aus ihrem Berufsalltag an. Neuerlerntes konnte ich stets direkt ausprobieren und zusammen mit meinen Mitstudierenden auf seine Funktionalität hin überprüfen.
Und wie gut/direkt können Sie das Gelernte in Ihrem Berufsalltag anwenden?
Sehr gut. Seit Juni 2024 darf ich in einem Kleinpensum das Team der Coaching- und Beratungsstelle am medi verstärken. Ich freue mich riesig über diese neue Aufgabe. Zwar stehe ich erst am Anfang meiner Coaching-Karriere, fühle mich aber durch das neu erworbene Wissen gut gerüstet für die Herausforderung.
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