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Masterarbeit – «Ich wollte hilfreiche Erkenntnisse für die Betriebe erarbeiten»

Joseph Isabella setzte sich mit geplanten Laufbahnentscheiden von Lernenden der Elektroinstallationsbranche auseinander – dies im Rahmen seiner Masterarbeit im Studiengang Master of Science in Berufsbildung an der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung (EHB). Für den Berufsbildungsbrief erläutert der langjährige Ausbildungsberater des Mittelschul- und Berufsbildungsamts (MBA) seine Masterarbeit näher.

Peter Brand

Untersuchte, von welchen Faktoren die Entscheide der Lernenden abhängig sind: Joseph Isabella.

Herr Isabella, Sie haben kürzlich den Master of Science in Berufsbildung erworben. Was motivierte Sie für dieses Studium?
Ich wurde bereits vor einigen Jahren auf diese Ausbildung aufmerksam, traute sie mir aber damals nicht zu. Später ermunterte mich mein Abteilungsleiter des MBA, dieses Studium doch ins Auge zu fassen. Die Studieninhalte und der Studienaufbau sprachen mich an, und so meldete ich mich an. Mit meiner damaligen Vorgesetzten entwarf ich einen Plan, der es ermöglichte, das Studium neben meiner Arbeit bewältigen zu können. Letztlich war es nur möglich, weil mich mein Team unterstützte und entlastete.

Im Rahmen des Studiums haben Sie eine Masterarbeit mit dem Titel «Determinanten beruflicher Entscheidungen von Lernenden» verfasst. Um was geht es konkret?
In der Elektroinstallationsbranche herrscht seit einigen Jahren Fachkräftemangel. Dieser kann gelindert werden, wenn es besser gelingt, die Lernenden nach der Lehre in der Branche zu behalten. Ziel meiner Studie war es, den Zusammenhang von Ausbildungsqualität sowie Ausbildungszufriedenheit und geplanten Laufbahnentscheiden zu untersuchen. Ich wollte wissen, von welchen Faktoren die Entscheide der Lernenden abhängig sind.

Warum gerade dieses Thema?
Die Ausbildungsqualität war in meiner Funktion als Ausbildungsberater der Lehraufsicht stets ein zentrales Thema. Im Rahmen dieser Tätigkeit war ich unter anderem für die Elektroinstallationsbranche zuständig. So war mir bekannt, dass viele Lernende den Betrieb nach der Lehre verlassen. Daher interessierte es mich zu untersuchen, welcher Zusammenhang zwischen geplanten Laufbahnentscheidungen und der Ausbildungsqualität (sowie weiteren Faktoren) besteht. Ich wollte mit meiner Arbeit hilfreiche Erkenntnisse für die Betriebe erarbeiten.

Wie sind Sie Ihre Arbeit angegangen?
Unter Einbezug weiterer Faktoren aus verschiedenen Bereichen wie Arbeitsmarktökonomie und Qualitätssicherung entwickelte ich einen Fragebogen. Damit befragte ich alle Lernenden im letzten Ausbildungsjahr des Elektroinstallationsberufes im Kanton Bern unmittelbar nach Beginn des letzten Semesters. Insgesamt waren das 223 Lernende. Ihre Antworten wertete ich mithilfe eines Statistikprogramms aus.

Das alles tönt nach viel Arbeit. Wie viel Zeit haben Sie insgesamt investiert?
Alles in allem beschäftigten mich meine Untersuchungen während knapp eines Jahres. Die verschiedenen Phasen waren unterschiedlich intensiv. Die wichtigsten Arbeiten waren die Literaturrecherche, die Entwicklung und Durchführung der Befragungen, die Aufarbeitung und Auswertung der Daten sowie das Verfassen der Arbeit. Ich arbeitete oft an den Abenden oder an den Wochenenden.

Welches sind in Ihren Augen die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit?
Die Ergebnisse zeigen, dass die geplanten Laufbahnentscheidungen vor allem von den schulischen Leistungen (Note Berufskunde zweitletztes Semester), der Berufswahl und der allgemeinen betrieblichen Ausbildungszufriedenheit abhängen. Die Ausbildungsqualität und die spezifische Ausbildungszufriedenheit hingegen hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Laufbahnentscheidungen, mit Ausnahme der Bewältigung der Arbeitsbelastung. Dies bedeutet aber nicht, dass die Ausbildungsqualität nicht wichtig wäre. Es ist denkbar, dass eine grössere Stichprobe mit der Befragung von mehr Lernenden möglicherweise einen Einfluss auf die Laufbahnentscheide haben könnte.

Was bedeutet dies alles für die betriebliche Praxis?
Die Ergebnisse zeigen, dass Lernende in der Ausbildung Montage-Elektriker/in EFZ eher in der Branche verblieben als in der Ausbildung Elektroinstallateur/in EFZ. Der Branchenverbleib erhöht sich ebenfalls, wenn die Berufswahl dem Wunschberuf entsprach und nicht eine Notlösung war. Dass Lernende nach Abschluss ihrer Grundausbildung Interesse an anderen Betrieben, Branchen oder Laufbahnwegen entwickeln, liegt in der Natur der Sache und sollte nicht als negativ betrachtet werden. Die jungen Berufsleute können beispielsweise einen Betriebswechsel vollziehen oder eine Weiterbildung absolvieren, um in eine neue Rolle zu schlüpfen. Sammeln sie Erfahrung in anderen Bereichen und kehren später zurück, kann das erworbene Know-how auch für den Betrieb lohnend sein. Für die Lehrbetriebe kann es daher sinnvoll sein, mit den Lernenden eine langfristige Karriereplanung zu entwickeln, die über die Grundbildung hinausgeht und einen regelmässigen Kontakt vorsieht.

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