Die Berufsfachschulen unterstützen ihre Lernenden bei Bedarf mit individuellen Förderangeboten. Wie kann eine solche Unterstützung konkret aussehen? Nachgefragt bei Thomas Stucki, Leiter Abteilung Support und Koordination am Bildungszentrum IDM Thun.
Peter Brand
Herr Stucki, das Bildungszentrum IDM stellt seinen Lernenden eine breite Palette von Förderangeboten zur Verfügung. Was gehört alles dazu?
Die Stütz- und Förderkurse, die Lern- und Sprachateliers, die Online-Stütz-und-Förderkurse sowie die Mathematik-Kurse. Geplant ist zudem ein Lernraum.
Bitte umreissen Sie doch kurz die einzelnen Angebote.
Die Stütz- und Förderkurse gliedern sich in die individuelle Förderung und die thematische berufsspezifische Förderung. In der ersten wird beispielsweise an Prüfungsangst, Lernverhalten oder Arbeits- und Lerntechnik gearbeitet. In der zweiten wird fachlicher Stoff vertieft. In den Lern- und Sprachateliers lernen Fremdsprachige die berufsspezifischen Fachwörter kennen und verbessern damit ihre Deutschkenntnisse. Der Lernraum wiederum bietet die Möglichkeit, in der Schule Aufgaben zu erledigen und einer Lehrperson Fragen zu stellen. Und bei den Mathematikkursen geht es darum, die für die jeweilige Ausbildung definierten Mathematikkompetenzen zu erreichen.
Die Online-Stütz-und-Förderkurse wurden wahrscheinlich aus der Coronasituation heraus geboren?
Genau. Bei diesem Gefäss machen wir zur Bedingung, dass jemand zuerst den direkten Stütz- und Förderkurs besucht, damit wir abschätzen können, um was es genau geht. Dann können wir passgenau unterstützen – allenfalls eben auch online.
Wie viele Lernende profitieren an der IDM vom Förderangebot?
Wir unterrichten 2500 Lernende. In der Regel belegen rund 10 bis 12 Prozent eines dieser Angebote. Die genaue Anzahl variiert über das Jahr hinweg. Die meisten Anmeldungen erreichen uns im Januar. Zu diesem Zeitpunkt liegt das erste Schulzeugnis vor und somit zeigt sich der Förderbedarf.
Wie stellen Sie fest, ob jemand zusätzlich unterstützt werden muss?
Unser Ziel ist grundsätzlich, dass die Lernenden nach dem ersten Lehrjahr im richtigen Beruf und in der richtigen Ausbildungsstufe sind. Mit anderen Worten: Das erste Jahr setzen wir ein, um alle dorthin zu bringen. Damit wir dieses Ziel erreichen können, führen die Lehrpersonen Standortbestimmungen durch. Auf diese Weise erkennen wir, ob eine Person nach unserer Erfahrung das Qualifikationsverfahren bestehen wird oder nicht und bringen die Dinge ins Rollen.
Stütz- und Förderkurse sind grundsätzlich freiwillig. Wer bestimmt, ob sie tatsächlich genutzt werden oder nicht?
Der Lehrbetrieb gemeinsam mit der lernenden Person. Wir als Berufsfachschule unterstützen die Entscheidungsfindung bestmöglich. Ein gutes Miteinander von Schule und Lehrbetrieb ist uns sehr wichtig. Unser Ziel ist das gleiche: Wir wollen die Lernenden zu guten Berufsleuten ausbilden. Sollten sich Lehrbetrieb und lernende Person nicht einig werden, kann bei Bedarf die Ausbildungsberatung beigezogen werden.
Was bedeutet der Besuch von zusätzlichen Kursen des Lernenden für die Lehrbetriebe?
Fallen die Kurse in die normale Arbeitszeit, so hat der Lehrbetrieb der lernenden Person bis zu einem halben Tag pro Woche zur Verfügung zu stellen.
Und wie lange dauert die Zusammenarbeit in der Regel?
Das richtet sich nach der individuellen Ausgangslage. Aufgrund der oben erwähnten Zielsetzung können unsere Angebote während höchstens zwei Semestern besucht werden. Ausnahmen sind nur in begründeten Fällen möglich. Bräuchte jemand während der gesamten Lehrzeit Unterstützung, wäre er oder sie mit grosser Wahrscheinlichkeit im falschen Beruf.
Wie erfolgreich ist die Förderarbeit an der IDM – lässt sich der Erfolg beziffern?
Wir schaffen auf einen erfolgreichen Lehrabschluss hin. In diesem Sinn messe ich den Erfolg unserer Stütz- und Förderangebote ein Stück weit am Erfolg der Lernenden im späteren Qualifikationsverfahren.Die Erfolgsquote an unserer Schule entspricht den vom Kanton geforderten 95 Prozent von erfolgreichen Lehrabschlüssen. Mit anderen Worten: Wir bringen die Lernenden mit grosser Verlässlichkeit dorthin, wo wir sie hinbringen wollen. Unser Angebot hat seinen Preis, ist diesen aber wert.
Bildungszentrum IDM Thun
Das IDM ist eine kantonale Berufsfachschule, die an fünf Standorten im Berner Oberland Aus¬- und Weiterbildungen in den Bereichen Industrie, Dienstleistung und Modegestaltung anbietet.
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