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Auslandspraktika – «swype macht die Berufsbildung attraktiver»

Ein Auslandspraktikum? Für viele junge Erwachsene mit Berufslehre bleibt das ein Traum – weil passende Angebote fehlen. «swype», ein Programm des Gewerkschafts-Dachverbands Travail.Suisse, schliesst die Lücke. Wie «swype» funktioniert, erklärt Projektmitarbeiterin Miriam Häfliger.

Rolf Marti

«Mit ‹swype› schliessen wir eine Lücke im System», sagt Miriam Häfliger.

Frau Häfliger, weshalb sollten junge Berufsleute ein Praktikum im Ausland machen?
Weil man viele wertvolle Erfahrungen sammelt – auf persönlicher und beruflicher Ebene. Die jungen Berufsleute wenden ihre fachlichen Kompetenzen in einem fremden Land an, entdecken eine andere Arbeitskultur, lernen alternative Produktionsmethoden kennen und werden mit neuen Ansichten konfrontiert. Zudem verbessern sie ihre sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen. Damit steigern sie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Studierende absolvieren deutlich häufiger einen Auslandsaufenthalt als junge Erwachsene mit Berufslehre. Woran liegt das?
In der Berufsbildung gibt es kaum institutionalisierte Austauschprogramme – im Gegensatz zum Hochschulbereich mit seinen europaweiten Austauschprogrammen wie Erasmus. Dies liegt auch daran, dass das duale Schweizer Berufsbildungssystem international weitgehend einzigartig ist. Was erschwerend hinzukommt, sind die meist unflexiblen Ausbildungsstrukturen mit Lehrbetrieb, Berufsfachschule und überbetrieblichen Kursen.

Travail.Suisse und seine Mitgliedsverbände haben reagiert und das Programm «swype – swiss young professional exchange» ins Leben gerufen. Wie funktioniert «swype»?
Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger erhalten die Möglichkeit, für vier Wochen nach Cork (Irland) zu reisen. Dort absolvieren sie einen einwöchigen Sprachkurs und danach ein dreiwöchiges Betriebspraktikum. Der Sprachkurs erfolgt in einer Spezialklasse, der Fokus liegt auf der Verständigung im Arbeitskontext. Das Praktikum absolvieren die Teilnehmenden in einem ihrem Lehrberuf entsprechenden Unternehmen. Während ihres Aufenthalts wohnen sie bei einer Gastfamilie. So können sie noch tiefer in die Kultur des Landes eintauchen.

Die jungen Berufsleute stammen aus unterschiedlichen Berufsfeldern – von Handwerk bis ICT. Lassen sich für alle passende Praktikumsbetriebe finden?
Unser Berufsbildungssystem bildet sehr spezifische Fachkräfte aus. Deshalb findet unsere Partnerorganisation vor Ort nicht für alle einen Praktikumsplatz, der exakt dem Schweizer Ausbildungsprofil entspricht. Es wird aber in jedem Fall eine branchennahe Platzierung angestrebt.

2024 reisten erstmals 17 Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger nach Cork. Fazit?
Die Rückmeldungen waren durchwegs positiv. Sie haben uns darin bestärkt, das Angebot weiterzuführen und auszubauen.

Wie gross ist das Interesse an «swype»? Und: Wer kann sich bewerben?
Die Nachfrage ist sehr gross. Für die zweite Durchführung – sie fand im August 2025 statt – konnten wir 50 Plätze vergeben. Obwohl wir auf breite Werbung verzichteten, waren sie innerhalb von drei Wochen belegt. Das Angebot steht allen Lehrabgängerinnen und Lehrabgängern im Jahr ihres Ausbildungsabschlusses offen. Aufgrund der Auflagen in Irland können allerdings nur Leute mit einem Schweizer- oder einem EU-Pass teilnehmen.

Wie wird das Programm finanziert?
Die Kosten werden von Movetia, der nationalen Agentur für Austausch und Mobilität, und von Travail.Suisse und seinen Mitgliedsverbänden getragen. Die Teilnehmenden bezahlen eine symbolische Gebühr von 200 Franken. Der Auslandsaufenthalt soll nicht an finanziellen Hürden scheitern.

Welche Vision haben Sie für «swype»?
Aktuell ist das Angebot in der Deutschschweiz und der Romandie verfügbar. Wir möchten es baldmöglichst auch in der italienischsprachigen Schweiz anbieten. Zudem prüfen wir weitere Standorte für den Auslandsaufenthalt – insbesondere im deutschsprachigen Raum, was für Französisch- und Italienischsprachige interessant wäre. Die Zahl der angebotenen Plätze hängt von den Finanzierungsmöglichkeiten ab.

Zum Schluss: Warum engagiert sich Travail.Suisse für Auslandspraktika?
Weil Auslandspraktika die Berufsbildung attraktiver machen – und eine attraktive Berufsbildung ist uns wichtig. Mit «swype» schliessen wir eine Lücke im System.  

  • www.swype.swiss

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