Logo Kanton Bern / Canton de BerneBerufsbildungsbrief

Qualifikationsverfahren – Die Lehrbetriebe stehen in der Pflicht

Nur noch wenige Monate bis zum Qualifikationsverfahren (QV). So unterstützen Lehrbetriebe ihre Lernenden wirkungsvoll bei der Vorbereitung.

Rolf Marti

Viele OdA bieten Vorbereitungskurse für das Qualifikationsverfahren an. Bild: suisstec Bern

«Die Vorbereitung auf das Qualifikationsverfahren beginnt mit dem ersten Tag der Lehre», sagt Marcel Marolf. Denn: «Einen Marathon gewinnt man nicht, indem man nur auf den letzten hundert Metern rennt». Marcel Marolf sieht die Lehrbetriebe in der Verantwortung. «Die Lernenden müssen während der gesamten Lehrzeit ausgebildet und eng begleitet werden – ein paar Monate vor der Prüfung ist das Coaching idealerweise zu intensivieren». Doch: An welchen Stellschrauben können sie kurz vor dem QV noch drehen, damit dieses gelingt?

Miteinander reden

Für Bruno Alabor, Ausbildungsberater beim Kanton Bern, ist das Gespräch zentral. «Die Verantwortlichen des Lehrbetriebs sollten frühzeitig mit den Lernenden zusammensitzen und über die Prüfung reden – idealerweise zu Beginn des letzten Lehrjahrs. Wie ist das QV aufgebaut? Wo steht die Lernende bzw. der Lernende? Welche Themen können im Lehrbetrieb noch bearbeitet werden? Und: Wie sieht der diesbezügliche Fahrplan aus?»

Marcel Marolf pflichtet bei. Er empfiehlt den Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern zudem, das Gespräch mit den Instruktorinnen und Instruktoren der überbetrieblichen Kurse (üK) zu suchen – idealerweise beim Besuch des Lernenden im üK. «Insbesondere der Besuch des letzten üK ist wichtig, da die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner eine qualifizierte Aussenwahrnehmung in Bezug auf das anstehende QV erhalten. Auch Berufsfachschullehrpersonen können wichtige Hinweise liefern, wo noch Handlungsbedarf besteht.»

Vorbereitungskurse besuchen

Viele OdA bieten Vorbereitungskurse für das Qualifikationsverfahren an. So auch suissetec Bern. Marcel Marolf: «Die Kurse dauern ein bis drei Tage. Unsere Instruktoren können die Lernenden aber auch die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner zusätzlich unterstützen – es ist eine sinnvolle Ergänzung zu den Prüfungsvorbereitungen im Lehrbetrieb. Die Kurse sind freiwillig und kostenpflichtig, wobei der Preis symbolhafter Natur ist.»

Nullserien durchspielen

Bruno Alabor verweist auf die Nullserien, die es in den meisten Beruf gibt. Sie ermöglichen Lernenden und Lehrbetrieben, Prüfungssituationen in der Praxis durchzuspielen: «Es ist gut, wenn die Lernenden die Prüfungssituation zwei- oder dreimal vor dem QV erlebt haben. Wie arbeite ich unter Zeitdruck? Wo setze ich in der Prüfungssituation Prioritäten? Das nimmt psychologischen Druck weg und gibt Sicherheit. Zudem sollten die Lehrbetriebe den Lernenden gegen Ende der Lehrzeit vermehrt Arbeiten anvertrauen, die im QV geprüft werden könnten.»

Im beiderseitigen Interesse

Marcel Marolf und Bruno Alabor machen die Erfahrung, dass die Ausbildungsqualität der Lehr-betriebe unterschiedlich ausfällt. Marcel Marolf: «Unsere Unterstützungsangebote wie zum Beispiel das Gespräch mit den Instruktorinnen und Instruktoren, die Prüfungsvorbereitungskurse und QV-Informationsanlässe werden primär von jenen Betrieben in Anspruch genommen, welche bereits einen guten Ausbildungsjob machen. Unverständlich, dass die anderen Lehrbetriebe die Angebote nicht nutzen. Schliesslich haben nicht nur die Lernenden ein Interesse daran, dass das QV gelingt, sondern auch die Lehrbetriebe».

Was kommt nach der Lehre

In den Monaten vor Ende der Lehre steht das Qualifikationsverfahren im Vordergrund. Trotz-dem sollten die Lehrbetriebe mit den Lernenden über die Zeit danach reden. Können sie im Betrieb bleiben? Wenn ja: In welcher Funktion und zu welchen Konditionen? Nur wenn diese Fragen geklärt ist, können die Lernenden ihre Zukunft planen.

Jede Woche erscheint in Berner Tageszeitungen der «Einsteiger» – ein redaktioneller Beitrag zu den Themen Berufswahl, Berufsbildung, Mittelschulbildung, Weiterbildung.

Beiträge lesen

Mit dem kostenlosen Newsletter-Abonnement verpassen Sie keinen Beitrag im Berufsbildungsbrief. Der Newsletter erscheint fünf- bis sechsmal pro Jahr.

Jetzt abonnieren

Seite teilen