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Lernendenaustausch – «Das war eine megacoole Erfahrung»

Die gibb Berufsfachschule Bern fördert den internationalen Austausch von Lernenden. Dazu ist sie Partnerschaften mit Berufsfachschulen in Deutschland und Finnland eingegangen (siehe Kasten). Restaurantfachfrau Patricia Rytz war während drei Wochen in Hamburg. Im Sommer schloss sie ihre Lehre erfolgreich ab.

Rolf Marti

«Zu kämpfen hatte ich mit den Fachausdrücken, die in Deutschland teils anders sind als in der Schweiz», sagt Patricia Rytz.

Was hat Sie motiviert, während der Lehre einen Auslandaufenthalt zu machen?
Die Möglichkeit, in einem anderen Land neue Erfahrungen zu sammeln und ein fremdes Arbeitsumfeld kennenzulernen. Allerdings war ich zuerst skeptisch. Aber mein Klassenlehrer motivierte mich, ebenso mein Lehrbetrieb, das Hotel Kreuz in Bern. Und so passierte es … (lacht).

Braucht es Mut, sich auf einen Lernendenaustausch einzulassen?
Ein bisschen Mut braucht es schon. Was erwartet mich in Hamburg? Wie werde ich in der Gastfamilie, im Lehrbetrieb und in der Berufsfachschule aufgenommen? Solche Fragen gingen mir im Vorfeld durch den Kopf. Doch kaum war ich dort, verflogen die Befürchtungen. Die Familie von Anna-Marie – die Lernende, die später zum Gegenbesuch nach Bern kam – war sehr nett. Wir verstanden uns auf Anhieb.

Wie war Ihr Aufenthalt in Hamburg strukturiert?
Ich war zwei Wochen im Lehrbetrieb von Anna-Marie – einem Fünfsternehotel – und danach eine Woche an der Berufsfachschule. In Hamburg besuchen die Lernenden der Gastronomie und Hotellerie die Berufsfachschule im Rahmen von mehrwöchigen Blockkursen.

Wie wurden Sie im Lehrbetrieb aufgenommen?
Ich wurde sehr freundlich empfangen. Leider konnten Anna-Marie und ich nicht zusammenarbeiten, da sie an der Rezeption eingeteilt war, ich im Service. In Deutschland gibt es die Trennung zwischen Hotellerie und Gastronomie nicht. Die Lernenden werden in beiden Bereichen ausgebildet. Die Atmosphäre im Restaurant war gediegen, alles lief sehr ruhig ab. Zu kämpfen hatte ich mit den Fachausdrücken, die in Deutschland teils anders sind als in der Schweiz. Grundsätzlich fand ich mich aber gut zurecht im neuen Umfeld.

Wie war es an der Berufsfachschule?
Da waren Anna-Marie und ich zusammen. Am ersten Tag waren die Lehrpersonen überrascht, eine fremde Schülerin zu sehen. Offenbar hatte die interne Kommunikation nicht funktioniert. Danach wurde ich gut integriert und in den Pausen von vielen Mitschülerinnen und Mitschülern angesprochen. Inhaltlich war es recht anspruchsvoll. So wurde beispielsweise Fachmathematik unterrichtet, ein Fach, das ich von der gibb nicht kannte. Interessant auch: Die praxisbezogene Ausbildung war in den Berufsfachschulunterricht integriert. Es gibt also keine Trennung von Schule und überbetrieblichen Kursen.

Anna-Marie war einen Monat später zum Gegenbesuch in Bern. Wie erlebten Sie diese Zeit?
Wir waren durchgehend zusammen – bei der Arbeit, in der Schule, zu Hause, in der Freizeit. Das war spannend, aber intensiv. Was Anna-Marie besonders auffiel, war der hohe Arbeitsdruck und die Hektik im Betrieb. Das war sie sich aus Deutschland nicht gewohnt.

Wie beurteilen Sie den Lernendenaustausch im Rückblick?
Das war eine megacoole Erfahrung. Der Austausch hat meinen Horizont erweitert.

Können Sie sich vorstellen, irgendwann im Ausland zu arbeiten?
Ja, seit dem Lernendenaustausch. Vom Hamburger Hotel habe ich bereits ein Angebot erhalten ... (lacht). Aber ich möchte zuerst meine Englischkenntnisse erweitern.

Lernendenaustausch gibb Berufsfachschule Bern

Die gibb Berufsfachschule Bern fördert den Lernendenaustausch über Landesgrenzen hinweg. Dazu ist sie Partnerschaften mit der Berufsfachschule Gradia in Jyväskylä (Finnland), der Beruflichen Schule Bautechnik sowie der Beruflichen Schule für Hotellerie, Gastronomie und Lebensmittelhandwerk in Hamburg (Deutschland) eingegangen. Bisher können Lernende der Berufe «Köchin/Koch EFZ», «Restaurantfachfrau/-mann EFZ», «Fleischfachfrau/-mann EFZ» und «Zeichner/-in EFZ» am Austauschprogramm teilnehmen.

Die gibb Berufsfachschule Bern baut ihr internationales Netzwerk laufend aus und hat das Ziel, den Lernendenaustausch kontinuierlich auf weitere Berufe, Partnerschulen und Länder auszuweiten. Sie teilt die Vision von Movetia, der nationalen Agentur für Mobilität und Austausch, dass alle Lernenden im Verlauf ihrer Ausbildung an einer Mobilitätsaktivität teilnehmen können.

Website gibb

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