Berufsbildung und Philosophie, Basketball und Kettensäge, Bürojob und Handwerk: In Claude Pottier finden diese Begriffe zusammen. Der Chef des SDBB stellt sich dem Köpfe-Interview und erklärt, was sich hinter dem Kürzel «SDBB» verbirgt.
Rolf Marti

Herr Pottier: Ihr Name steht für ein traditionsreiches Handwerk (Töpfer). Nomen est Omen: Hat der Name Ihre Biografie beeinflusst?
Ja – obwohl mein einziger Töpferversuch kein grosser Erfolg war. Aber ich arbeite gerne mit den Händen. Schreiner-, Sanitär- oder Gartenarbeiten erledige ich wann immer möglich selbst. Wo nötig, greife ich auch mal zur Kettensäge … (lacht). Handwerkliche Arbeit ist für mich ein Ausgleich zur intellektuellen Tätigkeit im Büro.
Berufe sind ihr Metier. Sie leiten das Schweizerische Dienstleistungszentrum Berufsbildung | Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung. Ein Zungenbrecher. Was steckt dahinter?
Wir entwickeln national standardisierte Dienstleistungen und Umsetzungsinstrumente für die Berufsberatung und für die Berufsbildung. Ich darf sagen: Vieles davon ist für die Praxis unverzichtbar. Das SDBB ist eine Fachagentur der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK). Wir arbeiten also im Auftrag der 26 Kantone.
Das bekannteste SDBB-Produkt ist berufsberatung.ch. Es ist in die Jahre gekommen. Zeit für ein Update?
Ja. Wir investieren sieben Millionen in eine neue technische Infrastruktur, in die Überarbeitung der Inhalte und die Integration von KI. Die neue Seite wird viel interaktiver sein und eine deutlich besseres Nutzererlebnis bieten. Der Launch ist für Juli 2026 geplant. Übrigens: Die Plattform ist eine der meistbesuchten Websites der Schweiz. 2024 verzeichneten wir 15 Millionen Zugriffe von Menschen aller Altersstufen.
Welches andere SDBB-Angebot sollten unsere Leserinnen und Leser unbedingt kennen?
berufsbildung.ch. Diese Website enthält alle erforderlichen Informationen und Dokumente für die Ausbildung im Lehrbetrieb. Wir haben sie letztes Jahr neu lanciert und eine KI-unterstützte Suchfunktion integriert.
Mit welchen innovativen Angeboten werden Sie uns demnächst überraschen?
Ersten: mit dem Chatbot auf berufsberatung.ch. Er ermöglicht interaktive Informationen rund um die Uhr. Zweitens: mit dem Navigator auf berufsbildung.ch. Dieses Tool generiert zum Thema «Lehre» eine visuelle Landkarte, die alle wesentlichen Informationen abbildet und zu den entsprechenden Instrumenten führt.
Drei Entscheidungsfragen – jeweils mit kurzer Begründung. Thomas von Aquin oder Immanuel Kant?
Kant – obwohl ich mittelalterliche Philosophie studiert habe. Er ist für mich der wichtigste Philosoph der Neuzeit. Ich hatte an der Uni Fribourg die Ehre, von einem der grössten Kant-Spezialisten zu lernen. Thomas von Aquin ist mir zu spirituell und zu christlich.
Clint Capela oder Clint Eastwood?
Kyshawn George, wenn ich mir eine dritte Option erlauben darf. Er ist – wie Clint Capela – ein Schweizer Basketballer, der in der NBA und damit in der besten Liga der Welt spielt. Sein Stammverein ist der BBC Monthey-Chablais, bei dem ich selber gespielt habe und den ich seit 2024 präsidiere.
Italienisch, Französisch oder Deutsch?
Klar Italienisch, für mich die Sprache der Liebe. Meine Mutter und meine Frau stammen aus Italien.
Zurück zur Bildung. Von den rund 2700 Berufe auf berufsberatung.ch – welchen davon möchten Sie noch erlernen?
Koch. In diesem Beruf finden Leidenschaft, Kreativität und Produktewissen zusammen. Ich koche gerne – für die Familie und für Gäste. Aber vorläufig steht das Engagement für die Berufsbildung im Vordergrund. Ich habe das Glück, seit rund 25 Jahren in einem höchst sinnstiftenden Bereich wirken zu können.
Zur Person
Claude Pottier (59) ist seit 2021 Direktor des SDBB. Zuvor leitete er die Dienststelle für Berufsbildung und Berufsberatung des Kantons Wallis (2006 bis 2021), die Höhere Fachschule ECCG in Monthey (2001 bis 2006) und die Privatschule École Catholique du Chablais in Aigle (1999 bis 2001). Daneben engagierte er sich in zahlreichen bildungspolitischen Gremien und Projekten. Während acht Jahren wirkte er zudem als Gemeinderat der Stadt Monthey.
Claude Pottier ist zweisprachig (Italienisch/Französisch) aufgewachsen und spricht fliessend Deutsch. Er hat mittelalterliche Philosophie, politische Philosophie und Ethik sowie Theologie studiert und bildete sich anschliessend in Führung und Organisation weiter.
Privat reist und fotografiert er gerne, betätigt sich als Heimwerker und schätzt gute Musik sowie feine Gastronomie. Seit 2024 präsidiert er den Basketballverein BBC Monthey-Chablais, der in der höchsten Schweizer Liga spielt.
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