Er sagt, was es in Sachen Bildung in der Schweiz zu sagen gibt: Bildungsökonom Stefan C. Wolter. Im Berufsbildungsbrief beantwortet er Fragen, die ihm vermutlich noch nie gestellt wurden.
Rolf Marti
Sie gelten als engagierter Fürsprecher der Berufsbildung – und haben doch eine durch und durch akademische Laufbahn gemacht. Wie passt das zusammen?
Das eine schliesst das andere meiner Meinung nach nicht aus. Zudem bin ich als letzter Chefökonom des damals für die Berufsbildung zuständigen Bundesamtes (BIGA) quasi «erblich» positiv vorbelastet, was die Berufsbildung anbelangt.
Wären Sie nicht ans Gymnasium gegangen: Für welchen Lehrberuf hätten Sie sich entschieden?
Ich hatte schon drei Lehrstellenangebote für eine Banklehre. Dass ich mich am Ende dagegen entschied, hatte damit zu tun, dass es mein grösster Berufswunsch war, Historiker zu werden. Am Schluss drehte sich das Rad zurück und mein erster Job nach dem Studium – nun halt als Akademiker – war auf einer jener Banken, die mir zehn Jahre davor ein Lehrstellenangebot gemacht hatten.
Ihre wohl populärsten Bücher heissen «Bildungsbericht» sowie «Kosten und Nutzen der Berufsbildung». Wie würde der Titel Ihres ersten Kriminalromans lauten?
Da ich wohl nie einen Kriminalroman schreiben werde, habe ich mir darüber nie Gedanken gemacht. Hingegen wäre es schon mein Anspruch, dass sich meine Sachbücher so spannend wie ein Krimi lesen.
Sie machen sich gerne auch mal unbeliebt und fordern beispielsweise, dass Mathelehrer mehr verdienen sollten als Deutschlehrer und Akademikerinnen mit tiefem Einkommen ihre Studienkosten zurückzahlen. Warum lehnen Sie sich aus dem Elfenbeinturm?
Unbeliebt zu sein ist nicht mein Ziel ... Aber gewisse Forschungsergebnisse und Theorien, die wir in der Volkswirtschaftslehre rund um den Erdball jeden Tag den Studierenden vermitteln, sind in bestimmten Kreisen ausserhalb der Wissenschaft nicht wirklich beliebt.
Bitte vervollständigen Sie folgende Sätze. Die Berufsbildung hat nur Zukunft, wenn …
sich jedes Jahr talentierte und motivierte Jugendliche dafür als ihre Wunschausbildung entscheiden.
Als Bildungsminister der Schweiz würde ich als erstes …
dafür sorgen, dass bewährte Sachen bestehen bleiben. Man muss nicht jeder Modeerscheinung nachlaufen.
Berufsbildung ist nicht alles, aber ohne Berufsbildung …
funktioniert auch der allgemeinbildende Teil des Bildungswesens nicht optimal.
Lüften wir zum Schluss ein Geheimnis: Wofür steht das C in Ihrem Namen?
Das C ist ein Tribut an meine holländischen Vorfahren und steht für Cornelis.
Zur Person
Stefan C. Wolter hat in Volkswirtschaftslehre promoviert und habilitiert. Seit 1999 ist er Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung und leitet daneben die Forschungsstelle für Bildungsökonomie an der Universität Bern. Stefan C. Wolter ist Projektleiter und Co-Autor des Bildungsberichts Schweiz und arbeitet in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien mit. Link
Mit dem kostenlosen Newsletter-Abonnement verpassen Sie keinen Beitrag im Berufsbildungsbrief. Der Newsletter erscheint fünf- bis sechsmal pro Jahr.
Jede Woche erscheint in Berner Tageszeitungen der «Einsteiger» – ein redaktioneller Beitrag zu den Themen Berufswahl, Berufsbildung, Mittelschulbildung, Weiterbildung.