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Nicole Meier – Ressortleiterin «Bildung» beim SAV

Nicole Meier ist in der Berufsbildung die Stimme des Schweizerischen Arbeitgeberverbands (SAV). Was hält sie von acht Wochen Ferien für Lernende, was von Steuererleichterungen für Lehrbetriebe? Und: Wo ist sie zwischen dem 17. und dem 25. September 2025? Der Berufsbildungsbrief hat nachgefragt.

Rolf Marti

«Die Berufsbildung muss sich an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts und der einzelnen Branchen orientieren», sagt Nicole Meier.

Frau Meier, die Liste Ihrer Berufsbildungsmandate ist lang (siehe Kasten). Welcher Hut fehlt Ihnen noch?
Ich habe genug Hüte und suche keine weiteren … (lacht). Viele meiner Mandate sind mit meiner Rolle als Ressortleiterin «Bildung» beim SAV verknüpft, andere mit meiner Biografie. Ich engagiere mich nur dort, wo ich sagen kann: «Hier kann ich etwas bewirken».

Die Berufsbildung scheint Ihre Passion zu sein. Was fasziniert eine Akademikerin daran?
Die Praxis begeistert junge Menschen. Das wurde mir durch meine Tätigkeiten bei Young Enterprise Switzerland und bei HotellerieSuisse bewusst. Dort sind Arbeitswelt und Bildung stark verflochten. Zudem wirkt die Berufsbildung hoch integrativ – ein unschätzbarer gesellschaftlicher Mehrwert.

Warum haben Sie keine Lehre absolviert?
Ich bin in England aufgewachsen – also fernab der Berufsbildung. Während meiner Studienzeit habe ich aber immer gearbeitet. Was ich lernte, wollte ich praktisch umsetzen.

Als Mitglied der Tripartiten Berufsbildungskonferenz (siehe Box) gestalten Sie die Berufsbildung auf höchster politischer Ebene mit. Ihr wichtigstes Anliegen?
Die Berufsbildung muss sich an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts und der einzelnen Branchen orientieren. Die Berufe müssen sich von der Praxis her entwickeln. Einheitliche Regelungen für alle sind nicht zielführend.

Ein paar brisante Fragen zur Berufsbildung. Antworten Sie bitte mit «Ja» oder «Nein» und einer kurzen Begründung. Acht Wochen Ferien für Lernende – eine Forderung der Gewerkschaften.
Nein. In gewissen Branchen und für gewisse Lernende liegen acht Wochen allenfalls drin, in anderen Branchen und für andere Lernende nicht. Das sollen die Branchen selbst mittels Empfehlungen regeln. Gewisse Lernende könnten zu stark unter Druck geraten, wenn derselbe Inhalt in weniger Zeit gelernt werden muss.

Lehrbetriebe durch Steuerabzüge entlasten – eine Forderung aus Wirtschaftskreisen.
Nein. Lernende ausbilden muss sich ohne staatliche Anreize lohnen. Sonst stimmt etwas im System nicht.

Mehr Berufsbildung, weniger Gymnasium – die Forderung einer bekannten Erziehungswissenschaftlerin.
Wir brauchen beides. Aber die Quote der Berufsbildung darf nicht unter ein bestimmtes Level sinken, sonst wird sie als zweitklassiger Bildungsweg wahrgenommen. Deshalb sollten wir ihre Wertigkeit stärken. Und wir sollten darauf hinwirken, dass schulisch starke Jugendliche ihren Bildungsweg bewusst wählen. Viele wären in einer Lehre glücklicher.

Ihre Kinder sind 8 und 9 Jahre jung. Bald beginnt die Berufswahl. Ihr wichtigster Ratschlag?
Sie sollen sich mit Berufen auseinandersetzen, die zu ihren Stärken passen. Als Mutter sehe ich meine primäre Aufgabe darin, ihre Neugier auf die Berufswelt zu wecken.

Sie haben einen Nachdiplomkurs in Sportmanagement absolviert. Hilft das, Ihr sportliches Programm aus Familie und Beruf zu managen?
Eine Logistikausbildung wäre wohl hilfreicher … (lacht).

Letzte Frage: Wo sind Sie zwischen dem 17. und dem 25. September 2025?
An den SwissSkills 2025 in Bern – als Vizepräsidentin des Stiftungsrats, aber auch als Mutter mit meinen Kindern. Sie waren schon 2022 dabei und überaus begeistert.

Zur Person

Das Thema Bildung prägt Nicole Meiers Arbeitsleben. Während ihres Wirtschaftsstudiums arbeitete sie als Lehrerin an einer Kantonsschule, nach dem Master-Abschluss war sie CEO des Vereins Young Enterprise Switzerland. Es folgten Stationen als Geschäftsleitungsmitglied bei HotellerieSuisse (Themen «Bildung» und «Bildungsentwicklung») und Fachbereichsleiterin «Weiterbildung» beim Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB). 2019 wurde sie Geschäftsführungsmitglied des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, wo sie das Bildungsressort verantwortet. Die Liste ihrer (Berufs-)Bildungsmandate ist lang: Mitglied der Tripartiten Berufsbildungskonferenz (TBBK), Vizepräsidentin Stiftungsrat SwissSkills, Co-Präsidentin Bildung Kaufleute Schweiz (BIKAS), Vorstandsmitglied Interessengemeinschaft Kaufmännische Grundbildung Schweiz (IGKG Schweiz), Beiratsmitglied Observatorium für Berufsbildung (OBS EHB), Vorstandsmitglied Schweizerische Gesellschaft für Berufsbildungsforschung (SGAB), Vorstandsmitglied Young Enterprise Switzerland (YES), Stiftungsratsmitglied éducation21, Vorstandsmitglied educationsuisse, Vorstandsmitglied HRSE Human Resources Swiss Exams.

Tripartite Berufsbildungskonferenz (TBBK)

Die Tripartite Berufsbildungskonferenz (TBBK) ist das Bindeglied zwischen Politik und Praxis. Sie steuert die Berufsbildung strategisch und bereitet das nationale Spitzentreffen der Berufsbildung vor. An diesem nehmen Vertreter/-innen des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF), des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), der Sozialpartner und der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) teil. Die TBBK setzt die bildungspolitischen Entscheide des nationalen Spitzentreffens um. Link

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