Sie leitet einen Betrieb mit 770 Angestellten und 7700 Lernenden; sie ist Kauffrau, Pflegefachfrau, Berufsfachschullehrerin, Master of Health Administration und Mediatorin; sie joggt, tanzt, wandert, liest und reist gerne; und sie beantwortet elf knifflige Fragen.
Rolf Marti
Sie dürfen einen Beruf erfinden. Wie heisst er?
Politikerin/Politiker EFZ. Eine dreijährige Ausbildung, die auf ein politisches Amt vorbereitet. So könnten wir mehr junge Menschen für Politik begeistern und qualifizierten Nachwuchs sichern.
Würden Sie sich für diesen Beruf entscheiden, stünden Sie nochmals vor der Berufswahl?
Nein. Diplomatie ist nicht meine Stärke. Ich sage gerne, was ich denke, ohne auf Allianzen Rücksicht nehmen zu müssen.
Sie sind mit einer kaufmännischen Lehre in einer Bank ins Berufsleben gestartet. Später haben Sie die Ausbildung zur Pflegefachfrau HF absolviert. Das müssen Sie uns erklären.
Das kann ich mir vorstellen … (lacht). Für das KV habe ich mich entschieden, weil meine Eltern das gemacht haben, weil es eine gute Allgemeinbildung vermittelt und ich noch nicht wusste, was ich eigentlich lernen möchte. Mit der Zeit habe ich gespürt, dass ich konkreter mit Menschen arbeiten möchte und mich die Medizin interessiert. Andere Menschen gehen nicht gerne in Spitäler; ich war immer fasziniert davon.
Nennen Sie je eine bankspezifische bzw. spitalspezifische Kompetenz, die Ihnen als gibb-Direktorin besonders von Nutzen ist.
In der Bank habe ich gelernt, mit Kundinnen und Kunden umzugehen, ihre Wünsche in den Mittelpunkt zu stellen und dies als Erfolgsrezept für die Bank zu verstehen. Im Spital habe ich gelernt, mich gut zu organisieren, in Krisensituationen rasch und sicher zu agieren sowie immer den Menschen im Mittelpunkt zu sehen.
Als Bankerin kennen Sie sich mit Investitionen aus. Welches ist die aktuell lohnendste Investition der gibb?
Wir haben in fast allen Abteilungen Klassensprecher/-innenkonferenzen eingeführt. Einmal pro Jahr überbringen sie der Abteilungsleitung ihre Wünsche. Diese prüft die Anliegen und meldet zurück, was realisiert und was nicht oder erst später angegangen werden kann.
Als Pflegefachfrau können Sie den Puls messen. Bei welchem Thema steigt er an der gibb rasant in die Höhe?
Am Sporttag, wenn sich die Schulleitung im Volleyball mit den Lernenden misst … (lacht). Wir geben unser Bestes, verlieren aber meistens.
«mehr wissen. mehr können. mehr sein»: So lautet der Slogan der gibb. Spielen wir das mit Ihnen durch. Worüber möchten Sie mehr wissen?
Ich hätte gerne ein fotografisches Gedächtnis. Dann könnte ich mir alles für immer merken und würde so über alles mehr wissen.
«mehr können»: Was möchten Sie besser können?
Klavier spielen. Als Kind wollte ich es lernen, aber es kam nicht dazu. Aber ich werde das nachholen.
«mehr sein»: Was möchten Sie mehr sein, als Sie bereits sind?
Schweizermeisterin im Standard- und Lateintanzen – mit meinem Mann als Partner. Das wäre so cool! Allerdings wird das nie Realität werden, da wir nicht mehr als eine Stunde pro Woche üben.
Was lesen Sie lieber als den Berufsbildungsbrief?
Natürlich nichts … (lacht). Ich liebe Romane mit geschichtlichem Bezug. Meist lese ich sie auf Englisch oder Spanisch, um die Sprachen aktiv zu halten. So habe ich kürzlich eine Geschichte über die Insel Spinalonga gelesen, die ehemalige Leprakolonie Kretas. Wir haben sie diesen Sommer besucht und konnten die historischen Orte besichtigen. Das war toll.
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