Rat&Tat – AD(H)S und Berufslehre

Der Umgang mit AD(H)S-Lernenden ist auch an den Berufsfachschulen ein Thema – «aber kein gravierendes», sagt Madeleine Bernard von der Beratungsstelle der gibb Berufsfachschule Bern. In ihren Beratungen begegnet sie drei Gruppen von Betroffenen:

• Lernende, die ihre Diagnose kennen, im Rahmen des Erwachsenwerdens jedoch von der Stigmatisierung loskommen und auf Nachteilsausgleich und Medikamente verzichten möchten.
• Lernende, die einen guten Umgang mit ihrem AD(H)S gefunden haben, jedoch spezifische Unterstützung benötigen, um in der Berufsfachschule zurechtzukommen.
• Lernende, bei denen erst während der Lehre ein mögliches AD(H)S vermutet wird und bei denen die teils langwierigen Abklärungen zur Herausforderung werden.

Die Beratungsstelle unterstützt AD(H)S-Lernende, indem sie mit ihnen nach individuellen Lösungen sucht – beispielsweise durch angepasste Lernsettings im Unterricht (ruhige Umgebung, Gehörschutz, individuelle Pausenregelung bei längeren Arbeiten, kurze Bewegungspausen) oder durch das Erarbeiten individueller Strategien (herausfinden, welche Strategien gut funktionieren, Konzentration durch Achtsamkeitsübungen erhöhen u. a.). In prüfungsrelevanten Situationen ist der Spielraum allerdings auf die durch einen allfälligen Nachteilsausgleich gewährten Möglichkeiten beschränkt. Wo erforderlich, werden die Lernenden an AD(H)S-Fachstellen verwiesen.

Bei den Lehrpersonen ortet Madeleine Bernard teils Unkenntnis in Bezug auf das Thema AD(H)S. An den Berufsfachschulen gebe es zwar vereinzelt Weiterbildungen, um das Verständnis für die neurologische Diversität von AD(H)S-Lernenden zu fördern; mehr Schulung wäre jedoch wünschenswert.