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Schnupperlehre – Berufserkundung braucht kein Bewerbungsdossier

Wer in der 8. Klasse nach einer Schnupperlehrstelle fragt, möchte erste Einblicke in ein Berufsfeld und in die Arbeitswelt gewinnen. Die Lehrstellensuche ist zu diesem Zeitpunkt noch kein Thema. Darum sollten die Lehrbetriebe den Zugang möglichst einfach gestalten – also kein Bewerbungsdossier und kein Schulzeugnis verlangen.

Rolf Marti

Schnuppern ohne Formalitäten: Bei der Berufserkundung in der 8. Klasse geht es primär darum, Einblicke in ein Berufsfeld und in die Arbeitswelt zu gewinnen.

Die Schnupperlehre ist ein wichtiges Instrument im Berufswahlprozess. Sie kommt sowohl bei der Berufserkundung (8. Klasse) als auch bei der Lehrstellensuche (9. Klasse) zum Einsatz. Doch die Funktion ist jeweils eine andere. Bei der Berufserkundung ist es wichtig, dass die Jugendliche Einblicke in verschiedene Berufsfelder und in die Arbeitswelt gewinnen. Anders bei der Lehrstellensuche: In dieser Phase haben die Jugendlichen ihre Berufswahl auf wenige Berufe eingeschränkt.

Nun geht es darum, mit einer Schnupperlehre diese Wahl zu konsolidieren und sich bei den Lehrbetrieben zu empfehlen.

Ehrliche Rückmeldung geben  

Die Lehrbetriebe sollten deshalb bei der Vergabe von Schnupperlehrstellen differenzieren und unterschiedliche Zulassungskriterien stellen. Im Rahmen der Berufserkundung macht es wenig Sinn, von den Jugendlichen ein Bewerbungsdossier und/oder ein Schulzeugnis zu verlangen. Die Jugendlichen bewerben sich zu diesem Zeitpunkt in der Regel nicht um eine Lehrstelle. Sie wollen einfach in den Berufsalltag eintauchen und herausfinden, ob ein bestimmtes Berufsfeld mit den Vorstellungen übereinstimmt, die sie sich davon machen.

Wichtig ist, dass die Achtklässler/-innen am Ende der Schnuppertage eine ehrliche Rückmeldung erhalten. Wie beurteilt der Lehrbetrieb ihre Motivation und ihr Verhalten, wie die Eignung für das Berufsfeld? In welchen Bereichen sollten sie noch zulegen, um für die Lehrstellensuche gut aufgestellt zu sein? Das hilft den Jugendlichen, ihre Möglichkeiten und Chancen realistisch einzuschätzen. So können sie ihre Berufswahl konkretisieren und gezielt den nächsten Schritt tun.

Im Interesse der Lehrbetriebe

Schnupperlehren, die der Berufsfelderkundung dienen, sind für Lehrbetriebe mit Aufwand verbunden, ohne dass sie einen direkten Nutzen versprechen. Trotzdem ist es im Interesse der Betriebe, diese Berufserkundungen anzubieten. Erstens machen sie Werbung für das eigene Berufsfeld und den eigenen Betrieb, zweitens kommen die Jugendlichen in der 9. Klasse im Rahmen der Lehrstellensuche mit realistischeren Vorstellungen in eine Schnupperlehre. Die Chancen, dass daraus ein Lehrverhältnis entsteht, ist entsprechend höher.

Merkblatt zur Schnupperlehre

Das Schweizerische Dienstleistungszentrum Berufsbildung⎪Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB hat ein Merkblatt zur Schnupperlehre verfasst. Es zeigt, worauf die Lehrbetriebe bei der Durchführung einer Schnupperlehre achten sollten und wie Jugendliche und Lehrbetriebe ein Optimum aus den Schnuppertagen schöpfen können.

Merkblatt zur Schnupperlehre

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