Der ensa-Kurs der Stiftung Pro Mente Sana hilft, psychische Probleme bei Jugendlichen zu erkennen, diese anzusprechen und die Betroffenen zu professioneller Hilfe zu ermuntern. Kursteilnehmerin Noemi Schaffner gibt Einblick in das Gelernte. Sie ist Qualitätsverantwortliche Ausbildung bei der Concara Services AG.
Peter Brand

Frau Schaffner, Sie arbeiten als Qualitätsverantwortliche Ausbildung bei der Concara Services AG. Was genau sind Ihre Aufgaben?
Spitex Bern und Domicil haben Anfang Jahr unter der Dachorganisation Concara Holding AG ihre Kräfte vereint. Die Concara Services AG ist für alle zentralen Dienste der gemeinnützigen Unternehmensgruppe zuständig. Mein Team und ich stehen in regem Austausch mit den Berufsbildungsverantwortlichen an allen Standorten. Diese setzen unsere zentralen Vorgaben um, indem sie die Bildung in ihren Betrieben übergeordnet organisieren. Dies zusammen mit den Berufsbildenden, die in direktem Kontakt mit den Lernenden stehen.
Wie viele Lernende bildet das Unternehmen aus?
Es beschäftigt rund 200 Lernende. Diese absolvieren berufliche Grundbildungen als Fachfrau/-mann Gesundheit EFZ, Assistent/in Gesundheit und Soziales EBA, Fachfrau/-mann Hauswirtschaft-Hotellerie EFZ, Praktiker/in Hotellerie-Hauswirtschaft EBA, Köchin/Koch EFZ, Küchenangestellte/r EBA, Fachfrau/-mann Betriebsunterhalt EFZ, Unterhaltspraktiker/in EBA, Fachfrau/-mann Reinigungstechnik EFZ, Praktiker/in Reinigungstechnik EBA, Informatiker/in EFZ, Kauffrau/-mann EFZ und Fachfrau/-mann Apotheke EFZ. Ihnen stehen rund 120 Berufsbildende zur Seite.
Sie haben soeben den Erste-Hilfe-Kurs für psychische Gesundheit (ensa-Kurs) abgeschlossen. Was hat Sie zum Kursbesuch motiviert?
Einerseits mein persönliches Interesse. Andererseits ging es mir darum abzuschätzen, ob es sinnvoll wäre, unsere Berufsbildenden grossflächig in den Kurs zu schicken. Seit der Pandemie beschäftigt uns das Thema psychische Gesundheit zunehmend. Wir möchten vorhandene Ressourcen stärken und allfällige Belastungen reduzieren. In der Weiterbildung der Berufsbildenden bieten wir beispielsweise verschiedene Module zur psychischen Gesundheit der Lernenden an.
An wen richtet sich der ensa-Kurs?
Eigentlich an alle, die ihnen anvertraute Jugendliche sorgfältig und aufmerksam begleiten möchten. In meinem Kurs waren beispielsweise Lehrpersonen, Berufsbildende aber auch Väter und Mütter sowie Mitglieder von Sportvereinen. Die Vielfalt der Teilnehmenden war spannend und bereichernd.
Wie ist der Kurs aufgebaut? Was umfasst er inhaltlich?
Wir trafen uns an vier Kursabenden, welche je 4 Stunden dauerten. Insgesamt umfasst der Kurs also 16 Stunden. Zuerst erhielten wir eine allgemeine Einführung ins Thema Erste Hilfe. Anschliessend wurden uns die fünf häufigsten psychischen Erkrankungen vorgestellt. Wie äussern sie sich? Welches sind die wichtigsten Kennzahlen dazu? Was können Anzeichen sein? Wie stehen die Heilungschancen? Mit diesem Wissen stiegen wir dann in die Rollenspiele ein.
Was heisst das konkret?
Wir übten in der Kleingruppe Gesprächssituationen und lernten, wie wir das Thema bei Jugendlichen ansprechen und als Ersthelfende aktiv werden können. Wichtig ist dabei, dass wir uns unserer Grenzen bewusst sind. Wir sind Ersthelfende, allenfalls Begleitende, aber keine Therapeutinnen und Therapeuten. Es ist auch nicht unsere Aufgabe, eine Diagnose zu stellen. Das wird im Kurs immer wieder betont.
Wovon haben Sie speziell profitiert?
Von den Rollenspielen. In diesen Sequenzen lernten wir, Dinge anzusprechen, die vielleicht auch etwas unangenehm sein können. Wir tendieren in solchen Situationen meist dazu, um den heissen Brei herumzureden, was genau das Falsche ist. Wir waren abwechslungsweise in der Rolle der Lernenden, der Ersthelfenden und der Beobachtenden. Da ich in meiner Funktion übergeordnet tätig bin, konnte ich das Gelernte bisher noch nicht direkt anwenden. Aber ich bin stärker sensibilisiert auf das Thema. Der Kursbesuch hat sich definitiv gelohnt.
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