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kfmv Bern meets TOP-Ausbildungsbetrieb – «Das ist eine wegweisende Zusammenarbeit»

Die Stiftung TOP-Ausbildungsbetrieb ist ein umfassendes Fördersystem zur Stärkung der betrieblichen Ausbildung. Neu ist sie eine Partnerschaft mit dem kaufmännischen Verband Bern eingegangen. Thomas Rentsch, Geschäftsführer der Stiftung, und Sabrina Meier, Leiterin Beratung und Beruf kfmv Bern, erläutern im Gespräch ihre Motivation.

Peter Brand

Kfmv Bern wird TOP-Ausbildungsbetrieb: Thomas Rentsch überreicht Sabrina Meier das Label.
Kfmv Bern wird TOP-Ausbildungsbetrieb: Thomas Rentsch überreicht Sabrina Meier das Label.

Herr Rentsch, Sie haben das Label «TOP-Ausbildungsbetrieb» ins Leben gerufen. Was motivierte Sie zu diesem Schritt?
Als ehemaliger Lehrer weiss ich, dass es viele Jugendliche gibt, die genug von der Schule haben, sich aber auf eine Lehre und auf eine praktische Betätigung freuen. Später als Bildungschef von Carrosserie Suisse realisierte ich, dass viele Ausbildungspersonen die Jugendlichen nicht so positiv wahrnehmen und ihnen die erhoffte Chance nicht geben. Wenn wir Nachwuchs wollen, müssen wir lernen, diesen willkommen zu heissen und ihn gut aufzunehmen. Wir müssen die Realität der Jugendlichen wahrnehmen, sie spüren lassen, dass wir ihnen etwas zutrauen und ihnen zeigen, dass sie fähig sind.

Was hat es mit diesem Label genau auf sich? Was ist das Ziel?
Wir wollen die Ausbildungsqualität verbessern und den Ausbildenden zeitgemässe Werkzeuge andie Hand geben. Damit sollen sie einerseits die Jugendlichen so verstehen, wie sie heute sind. Und andererseits sollen sie über einen Grundstock an Methoden verfügen. Damit die Ausbildenden ihre komplexe Arbeit leisten können, braucht es mehr als die übliche Basisausbildung von 40 Stunden. Wir bieten verschiedene Kurse an. Es geht immer auch um die Förderung der New Skills, gemeint sind beispielsweise Lösungsorientierung, Kreativität und Resilienz.

Die Idee entstand vor rund zehn Jahren. Was wurde mittlerweile erreicht?
Wir begannen bei Carrosserie Suisse und öffneten 2019 das System für andere Berufe. Unterdessen machen acht tragende Verbände und 50 bis 60 Berufe mit. Wir sind praktisch in allen Branchen angekommen und arbeiten in drei Sprachregionen. Das ist ein grosser Erfolg. Was mich besonders freut: Mittlerweile machen auch Grossbetriebe mit Tausenden von Mitarbeitenden mit. Mit ihnen führen wir zum Teil individuelle Projekte durch.

Neu pflegen Sie auch eine Partnerschaft mit dem Kaufmännischen Verband Bern. Freuen Sie sich auf diese Zusammenarbeit? Und: Welches ist ihr Stellenwert?
Das KV und der Detailhandel gehören zu den grössten Branchen in unserem Land. Schon allein das erfüllt mich mit Stolz. Uns haftete bisher etwas das Image «Handwerk» an, weil wir dort starteten. Dass diese wichtigen Branchen dabei sind, gibt uns neue Perspektiven und zeigt, dass wir in allen Bereichen funktionieren. Das ist eine grossartige und wegweisende Zusammenarbeit.

Frau Meier, wie kamen Sie auf die Idee, eine Partnerschaft mit TOP-Ausbildungsbetrieb einzugehen?
Das kaufmännische Berufsfeld hat sich in den letzten Jahren stark verändert und wird sich weiterhin dynamisch entwickeln. Dies erfordert ständig neue Kompetenzen, die unsere Lernenden direkt im Lehrbetrieb erwerben können. Als Berufsverband fragen wir uns stets, wie wir die Berufs- und Praxisbildenden sowie die Lernenden optimal stärken können. Die Stiftung TOP-Ausbildungsbetrieb teilt unsere Werte und unser Ziel. Zudem engagiert sie sich für die Berufsbildung 2030, was viele Synergien eröffnet. Deshalb ist die Partnerschaft eine perfekte Ergänzung.

Sie outen sich als richtiger Fan des Konzepts. Was versprechen Sie sich von der Zusammenarbeit?
Die Ausbildung von Lernenden ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Berufs- und Praxisbildende müssen nicht nur mit der fortschreitenden Technologie Schritt halten und produktiv sein, sondern auch ihr Wissen vermitteln und als Bezugsperson für die Lernenden agieren. Das Label TOP-Ausbildungsbetrieb setzt genau hier an: Es sensibilisiert Betriebe und Ausbildende für die Erfolgsfaktoren der Ausbildung, bietet gezielte Weiterbildung an und stellt Umsetzungsinstrumente zur Verfügung.

Wie werden Sie Ihre Mitglieder von den Vorzügen des Labels überzeugen?
Indem wir ihnen aufzeigen, dass es nicht nur um das Label an sich geht, sondern um die dahinterstehenden Inhalte. Das Label steht für drei wichtige Swiss-Eigenschaften: ein authentischer und praxisbezogener Lehrberuf, eine hohe Ausbildungsqualität sowie engagierte und motivierte Ausbildende.

Wie werden Sie die Mitglieder unterstützen, TOP-Ausbildungsbetrieb zu werden?
Wir bieten spezifische Zertifizierungskurse für unsere Lehrberufe Kaufmann/Kauffrau EFZ und EBA sowie Detailhandelsfachmann/-fachfrau EFZ und Detailhandelsassistent/-in EBA an. Diese helfen den Betrieben, die Anforderungen des Labels zu erfüllen und ihre Ausbildungsqualität zu steigern. Selbstverständlich profitieren unsere Mitglieder weiterhin von einem Rabatt. Der kaufmännische Verband Bern ist neu ebenfalls ein TOP-Ausbildungsbetrieb.  

  • TOP-Ausbildungsbetrieb

  • kfmv Bern

Jede Woche erscheint in Berner Tageszeitungen der «Einsteiger» – ein redaktioneller Beitrag zu den Themen Berufswahl, Berufsbildung, Mittelschulbildung, Weiterbildung.

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