Wo die Böhlen Landschaftsbau GmbH pflanzt, kann Grosses gedeihen. Auf Sommer 2024 wird das KMU aus Murzelen zum Lehrbetrieb. Geschäftsführer Ivan Böhlen über seine Motivation, junge Menschen auszubilden.
Rolf Marti
Ivan Böhlen, wie sind Sie ins Erwerbsleben gestartet?
Ich habe die Lehre als Landschaftsgärtner EFZ absolviert. Danach habe ich mich zum Betriebswirtschafter HF weitergebildet und ein eigenes Unternehmen gegründet.
Ab Sommer 2024 bilden Sie in Ihrem Betrieb erstmals eine Lernende aus. Was hat Sie dazu bewogen?
Ersten sind wir ein junges Unternehmen und ein junges Team – das ist eine gute Voraussetzung, Jugendliche abzuholen. Zweitens möchten wir Nachwuchskräfte für unsere Branche und für unseren Betrieb gewinnen. Drittens wollen wir Jugendlichen mit erschwerten Startbedingungen eine Chance geben.
Was bedeutet das konkret?
Wir stellen der Stiftung Bächtelen seit einiger Zeit Praktikumsplätze zur Verfügung. Sie begleitet Menschen mit erschwerten Startbedingungen beim Einstieg in eine Ausbildung oder in den Arbeitsmarkt. Eine dieser Praktikantinnen beginnt nun die zweijährige Lehre als Landschaftsgärtnerin EBA. Sie ist hoch motiviert und passt damit prima in unser Team.
Lernende müssen angeleitet und begleitet werden. Gab es darüber Diskussionen im Team?
Ja. Mit den Praktikantinnen und Praktikanten konnten wir erste Ausbildungserfahrung sammeln. Nach jedem Praktikum führen wir eine Team-Besprechung durch. Dabei hat sich gezeigt, dass Ausbilden allen Spass macht. Ein Mitarbeiter hat sogar bereits den Kurs für Berufsbildende absolviert.
Wie haben Sie sich darüber informiert, was es bedeutet, Lernende auszubilden und ob Ihr Unternehmen dafür geeignet ist?
Auf der Website von Jardin Suisse – unserem Berufsverband – sind alle Informationen und Dokumente zu finden. Nachdem wir uns einen Überblick verschafft hatten, haben wir uns bei der Ausbildungsberatung des Kantons gemeldet und einen Antrag eingereicht.
Wie hat der Kanton überprüft, ob Ihr Betrieb die Voraussetzungen für die Ausbildung erfüllt?
Mit dem Antragsformular mussten wir diverse Nachweise einreichen. Als Lehrbetrieb braucht man ein Ausbildungskonzept, ein Sicherheitskonzept, ein Konzept gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz usw. Zu allen Themen gibt es Vorlagen, die man adaptieren kann. Schliesslich hat uns ein Ausbildungsberater vor Ort besucht und alles überprüft. Dabei konnten wir auch offene Fragen klären.
Ist der Aufwand, Lehrbetrieb zu werden, für ein KMU vertretbar?
Absolut. Der Support durch Verband und Ausbildungsberatung ist ausgezeichnet. Dank des neuen Lehrbetriebsportals des Kantons ist auch der administrative Aufwand bescheiden.
Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Lernende mit der Ausbildung startet?
Im Team wird eine neue Dynamik entstehen. Darauf freue ich mich. Aber auch darauf, einen jungen Menschen auf dem Weg ins Arbeitsleben zu begleiten.
Möchten Sie mittelfristig mehr Lehrstellen anbieten?
Ja, auch in der dreijährigen Grundbildung Landschaftsgärtner/-in EFZ. Unser Ziel ist, dass wir jeweils ein bis zwei Lernende haben.
Ihr Tipp für Betriebe, die sich überlegen, Lehrbetrieb zu werden?
Fragt euch, ob ihr in eurem Betrieb unter den gegebenen Bedingungen eine Lehre machen möchtet. Wenn ja: Dann nichts wie los ...
In 9 Schritten Lehrbetrieb werden
- Motivation abklären: Ist im Team die Motivation für eine Ausbildungstätigkeit da?
- Beruf bestimmen: Welche berufliche Grundbildung ist geeignet? Informationen dazu liefern die Bildungsverordnungen.
- Arbeiten bestimmen: Gibt es im Betrieb genügend Arbeiten für Lernende, um die von der Bildungsverordnung geforderten Kompetenzen auszubilden?
- Fragen klären: Offene Fragen mit dem Mittelschul- und Berufsbildungsamt oder der zuständigen Organisation der Arbeitswelt klären.
- Bildungsbewilligung einholen: Beim Mittelschul- und Berufsbildungsamt das Antragsformular für die Bildungsbewilligung einreichen.
- Lernende suchen: Ein Lehrstellenprofil erstellen und die Lehrstelle im kantonalen Lehrstellennachweis ausschreiben.
- Berufsbildner/-in bestimmen: Wer übernimmt die Ausbildungsverantwortung und absolviert den 40-stündigen Kurs für Berufsbildende?
- Ausbildung planen: Wie werden die Lernenden im Betrieb ausgebildet? Grundlage für das betriebliche Ausbildungskonzept bildet der Bildungsplan.
- Lehrvertrag abschliessen: Die Vertragspartner unterschreiben den Lehrvertrag und reichen ihn via Lehrbetriebsportal beim Mittelschul- und Berufsbildungsamt ein.
Ausbildungsberatung kontaktieren
Die Ausbildungsberatung begleitet Betriebe auf dem Weg zum Lehrbetrieb. Weitere Informationen, Formulare und Kontaktangaben: Link
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