Im Berner Oberland gibt es eine neue Plattform für Jugendliche und Lehrbetriebe: lehrebeo.ch. Sie unterstützt Jugendliche bei der Berufswahl und der Lehrstellensuche sowie Lehrbetriebe bei der Nachwuchssicherung. Leo Glaser von Volkswirtschaft Berner Oberland stellt das Angebot vor.
Rolf Marti
Leo Glaser: Warum braucht das Berner Oberland eine eigene Lehrstellenplattform?
Mit lehrebeo.ch können wir sichtbar machen, wie viele attraktive Ausbildungsmöglichkeiten es im Berner Oberland gibt. Die Region ist weitläufig. Wir möchten, dass sich Jugendliche auf der Lehrstellensuche nicht nur im eigenen Tal nach einer passenden Lehrstelle umschauen, sondern die ganze Region in den Fokus nehmen. Zudem wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass die Betriebe der Region auch künftig genügend Fachkräfte ausbilden können.
Wer steht hinter dem Projekt?
lehrebeo.ch ist eine Initiative der Volkswirtschaft Berner Oberland. Dem Verein gehören Unternehmen, Gemeinden und Einzelpersonen an. In unserem Bildungsrat sind Vertreterinnen und Vertreter der Berufsfachschulen, des BIZ Berner Oberland, der Volksschulen, der Wirtschaft sowie des Amts für Bildung und Sport Thun vertreten. In diesem Gremium entstand die Idee für die neue Plattform. Ihr Aufbau konnte dank einer Anschubfinanzierung vom Bund und vom Kanton Bern (siehe Kasten) sowie der Zusammenarbeit mit einem Medienunternehmen aus der Region, realisiert werden. Jetzt muss sich die Plattform selbst finanzieren.
Was kann lehrebeo.ch, was kantonale und nationale Lehrstellenplattformen nicht können?
Unser Ansatz ist ein anderer. Anstelle langer Texte stellen wir die Region sowie spielerische und visuelle Elemente ins Zentrum. Das macht bereits die Startseite mit der interaktiven Karte klar. In diesem Tool bewegen sich Jugendliche virtuell durch das Berner Oberland. Sie lernen die verschiedenen Lehrbetriebe und deren Ausbildungsangebote kennen. So entdecken sie vielleicht Berufe, die sie nicht auf dem Radar hatten; oder sie erfahren, dass in ihrem Wunschberuf auch regionale Lehrbetriebe Lehrstellen anbieten. Zudem finden sie auf der Plattform Berufsinformationen. Alle Lehrberufe werden kurz und übersichtlich vorgestellt.
Was müssen Lehrbetriebe aus dem Berner Oberland tun, damit ihre Lehrstellen auf lehrebeo.ch ausgeschrieben werden?
Lehrbetriebe, die ihre Lehrstellen im Lehrstellenachweis des Kantons Bern (Lena) ausschreiben, sind automatisch auf lehrebeo.ch präsent. Wir übernehmen von dort die grundlegenden Daten. Es gibt keine Doppelspurigkeiten. Wir empfehlen den Lehrbetrieben zudem, sich kostenlos auf lehrebeo.ch zu registrieren. So können sie auch ihre Schnupperlehrstellen ausschreiben sowie Events wie eine Online-Informationsveranstaltung anbieten. Wer sich offensiver präsentieren möchte, löst einen kostenpflichtigen Account. Dieser ermöglicht es, das Profil weiter zu individualisieren sowie Bilder und Videos einzubinden. Auch Branchenorganisationen können Partner werden und so ihren Mitgliedern günstige Konditionen ermöglichen.
Wie erreicht lehrbeo.ch die anvisierten Zielgruppen Jugendliche, Eltern und Lehrpersonen?
Wir sind an regionalen Lehrstellenbörsen und anderen Events präsent. So können wir die Plattform im direkten Kontakt vorstellen. Dann arbeiten wir eng mit den regionalen BIZ zusammen. Sie legen unsere Flyer auf und ermuntern die Schulen via Newsletter, lehrebeo.ch im Berufswahlunterricht einzusetzen. Schliesslich sind wir auf Social Media präsent. Wichtig ist, dass wir aufseiten der Betriebe wie aufseiten der Jugendlichen und ihrer Beeinflusserinnen und Beeinflusser möglichst viele Leute auf die Plattform bringen, damit wir die angestrebten Ziele erreichen.
Lehrebeo.ch wurde vor einem Jahr lanciert. Welche Zwischenbilanz ziehen Sie?
Wir erhalten viele positive Rückmeldungen von Jugendlichen. Und die Lehrpersonen sagen uns, dass sie das Tool sehr gut im Unterricht gebrauchen können. Auch von Lehrbetrieben gibt es positive Feedbacks. Wir haben aber auch Verbesserungsvorschläge erhalten. Einige sind bereits umgesetzt. So haben wir den visuellen Auftritt und die Userführung optimiert sowie mehr Videos und Bilder eingebaut.
Können von der Pionierarbeit im Berner Oberland auch andere Kantonsteile profitieren?
Ja. Die Plattform ist so programmiert, dass sie auf andere Regionen adaptiert werden kann. Das war eine Bedingung, um öffentliche Fördergelder zu erhalten. Wir haben bereits erste Anfragen aus anderen Regionen und helfen gerne beim Know-how-Transfer.
Zum Projekt
Die Lehrstellenplattform lehrebeo.ch ist eine Initiative des Vereins Volkwirtschaft Berner Oberland. Der Aufbau der Plattform wurde vom Bund und vom Kanton Bern mit je 63 000 Franken im Rahmen der Neue Regionalpolitik (NRP) unterstützt. Die NRP hat zum Ziel, ländliche Regionen und Berggebiete sowie Grenzregionen als Wirtschafts-, Lebens- und Erholungsräume attraktiv zu gestalten und nachhaltig weiterzuentwickeln.
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