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Nachhaltigkeit – Ein wichtiges Thema für alle Betriebe

Was tun Lehrbetriebe für ihren ökologischen Fussabdruck? Und wie bringen sie den Lernenden Umweltbewusstsein näher? Nachgefragt in zwei Berner Lehrbetrieben.

Peter Brand

Welchen Stellenwert hat die Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb?

Franziska Probst Sie begleitet uns bei allen Arbeiten. Vielleicht reden wir nicht jeden Tag darüber, aber ich erwarte von allen, dass sie sich Gedanken zum Thema machen. Ist das gewählte Vorgehen richtig und nötig – oder gibt es umweltfreundlichere Alternativen?

Mathieu Waller Einen sehr grossen. Wir sind stets bestrebt, uns nach Möglichkeit für die umweltfreundlichere Variante zu entscheiden und uns in diesem Bereich stets weiter zu verbessern. Unterdessen haben wir mehrere Zertifikate im Bereich Nachhaltigkeit erreicht.

Erwartet von allen, dass sie sich Gedanken zum Thema machen: Franziska Probst.

Wo genau können Sie im Alltag Umweltbewusstsein beweisen?

Franziska Probst Beim Materialeinkauf legen wir Wert auf ökologische Produkte. Wir achten auch darauf, Material und Werkzeuge bestmöglich wiederzuverwenden. Dazu setzen wir luftdichte Kessel ein, in denen Farbe, Pinsel und Rollen nicht austrocknen und weiterhin gebraucht werden können. Wir verwenden alte Konservendosen als Streichkessel und einmalig verwendete Bodenabdeckungen von einem regionalen Küchenbauer. Selbstverständlich entsorgen wir Restfarben fachgerecht. Weiter befinden sich überall im Betrieb Bewegungsmelder. Sie sorgen dafür, dass nicht unnötig Licht brennt. Wir sind bestrebt, gemeinsam in einem Auto zur Baustelle zu fahren oder verwenden E-Bike und Cargo-Bike.

Mathieu Waller Wir berücksichtigen ausgewählte regionale Lieferanten, vermeiden Verpackungsmaterial und nutzen Mehrweg-Paletten. Zudem verwenden wir ökologische Reinigungsprodukte und dosieren diese optimal. Mehrweg-Artikel, Gebinde und Gebrauchsflaschen retournieren wir an die Hersteller. Abfall und Wertstoffe trennen respektive bewirtschaften wir in Entsorgungsräumen und Recyclingstationen. Diese stehen auch den Seniorinnen und Senioren zur Verfügung. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sorgt für Strom. Der restliche Strom sowie Gas werden bei ökologischen Lieferanten zugekauft. Bei der Beleuchtung setzen wir auf LED-Leuchten und optimierenden Steuerungen. Die Hälfte der Firmenwagen sind Elektrofahrzeuge.

Ist bestrebt, den ökologischen Fussabdruck kleinstmöglich zu halten: Mathieu Waller.

Nachhaltigkeit erfordert sorgfältige Arbeitsabläufe. Wie stellen Sie sicher, dass diese im Alltagsstress nicht untergehen?

Franziska Probst Wir weisen immer wieder auf diese Themen hin. Uns ist wichtig, dass die Qualität der Arbeit stimmt. Dadurch können wir etwas Stress von den Mitarbeitenden nehmen. Das erhöht die Chancen, dass die Nachhaltigkeit im Kopf bleibt.

Mathieu Waller Bei der Errichtung des Gebäudes wurde stark auf Nachhaltigkeit geachtet. Die Arbeitsabläufe werden von einer internen QM-Kontrolle laufend geprüft und nötigenfalls angepasst sowie von einer externen Fachstelle zertifiziert. So verwandelt sich das nachhaltige Denken und Handeln langsam, aber sicher in eine Gewohnheit.

Wie begeistern Sie die Lernenden für das Thema? Wie weit möchten Sie sie diesbezüglich bringen?

Franziska Probst Sie sollen und dürfen kritisch sein und ihre Arbeit hinterfragen, sich aber auch für das Thema interessieren. Indem wir als Vorbilder vorangehen, uns aber immer wieder auch selbst hinterfragen, animieren wir sie, in diese Richtung zu denken.

Mathieu Waller In der Residenz Au Lac leben die Mitarbeitenden den Lernenden vor, den ökologischen Fussabdruck kleinstmöglich zu halten. Dies geschieht, indem wir Aufgaben und Abläufe gemeinsam besprechen und die Hintergründe erklären.

Inwiefern beziehen Sie auch das Umfeld respektive die Kundschaft in Ihre Bestrebungen nach Nachhaltigkeit ein?

Franziska Probst Wir arbeiten fast ausschliesslich für Private. Will die Kundin oder der Kunde ein bestimmtes Produkt, versuchen wir diesen Wunsch umzusetzen. Eignet sich das gewählte Produkt in unseren Augen nicht, besprechen wir das und zeigen Alternativen auf.

Mathieu Waller Die Abfall- und Recyclingstationen stehen in nächster Nähe und gut erreichbar zur Verfügung. Wir laden alle ein, bei der Abfalltrennung mitzumachen und stehen bei Bedarf beratend zur Seite. Einige brauchen etwas mehr Unterstützung, da entweder das Wissen oder die Kraft fehlt.   

Steckbriefe

Franziska Probst, stv. Geschäftsleiterin und Praxisausbilderin im Malergeschäft Probst in Worb.

Mathieu Waller, Berufsbildner für Fachleute Betriebsunterhalt in der Residenz Au Lac in Biel.
 

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