Das Jugendprojekt LIFT begleitet in Zusammenarbeit mit den Schulen Jugendliche beim Übertritt in die Berufswelt. Letztere arbeiten in einem Betrieb mit und sammeln dabei wertvolle Erfahrung. Auch die Häubi AG in Lyss bietet Wochenarbeitsplätze dieser Art an. Patrick Beickler, Werkstattleiter und Berufsbildner Schreinerei, beleuchtet das Engagement.
Peter Brand

Herr Beickler, die Häubi AG bietet Jugendlichen, die vom Jugendprojekt LIFT begleitet werden, Wochenarbeitsplätze an. Warum tut sie das?
Als die Schule auf mich zukam, war ich vom Projekt LIFT sofort angetan. Ich besprach mich mit meinem Chef. Da uns in Aussicht gestellt wurde, dass die Jugendlichen eigenverantwortlich arbeiten und daher kein grosser Betreuungsaufwand nötig ist, wollten wir das probieren. Wir starteten vor rund anderthalb Jahren mit dem ersten Jugendlichen – mittlerweile hat gerade der dritte seinen Einsatz bei uns abgeschlossen. Ab Mitte Mai steht ein weiterer Platz zur Verfügung.
Das lässt nur den Schluss zu, dass die Erfahrungen positiv sind …
Das ist so. Wir waren von Anfang an positiv überrascht von den Jugendlichen, die zu uns kamen. Sie waren alle pünktlich, höflich, einsatzbereit, lernfreudig und interessiert. Eigentlich sind sie genauso umgänglich wie unsere Lernenden, die wir uns selbst aussuchen können. Zu Beginn rechneten wir zwar mit der einen oder anderen Schwierigkeit – aber die stellte sich nicht ein.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit LIFT konkret aus?
Am Anfang steht immer die Anfrage von LIFT. Sagen wir zu, liefert uns LIFT einen Steckbrief des Kandidaten. Haben wir keine grundsätzlichen Vorbehalte, erfolgt die Zusage. Wir stellen einen Vertrag aus, in dem die Arbeitszeiten und die vorgesehenen Tätigkeiten definiert sind und der kleine Stundenlohn festgehalten ist. Ist der Vertrag unterschrieben, geht es los. Die Wochenarbeitsplätze dauern rund vier Monate. Die Jugendlichen arbeiten immer am Mittwochnachmittag, weil dann schulfrei ist.
Welche Arbeiten können die Jugendlichen erledigen?
Sie beginnen bei uns in der Regel mit dem Durchwischen der Vorfahrt für die LKWs. Sie muss ein-, zweimal pro Woche gereinigt werden. Manchmal gibt es Material, das aufgeräumt, geputzt oder entsorgt werden muss. Und manchmal kann ich die Jugendlichen in der Produktion oder der Endmontage einsetzen. Das bedingt dann allerdings einen grösseren Betreuungsaufwand. Genügend Arbeit zu finden ist mitunter schon eine Herausforderung, denn wir arbeiten in einem dynamischen Umfeld. Aber wir finden immer etwas.
Wovon können die Jugendlichen für ihre Berufswahl profitieren?
Ich mache mir nicht die Illusion, dass wir durch die Einsätze neue Schreinerlernende gewinnen. Das ist auch gar nicht das Ziel. Aber ich denke schon, dass die Jugendlichen ganz grundsätzlich etwas von der Berufswelt mitbekommen, schon nur dadurch, dass sie mit fremden Menschen auskommen und sich ein Stück weit integrieren müssen. Das bringt sie weiter.
Was geschieht, wenn der Einsatz zu Ende ist?
Wenn alles problemlos läuft, gibt es keinen weiteren Kontakt mit LIFT, es sei denn, es wird nochmals bewusst nachgefragt. Wir stellen den Jugendlichen einen Abschlussbericht aus. Das ist ein kleiner Bewertungsbogen, in dem wir schildern, wie wir den Kandidaten erlebt haben. Dieses Dokument können die Jugendlichen später der Bewerbung für eine Lehrstelle beilegen.
Welches ist in Ihren Augen der Mehrwert für Betriebe, die solche Wochenarbeitsplätze anbieten?
Der Jugend eine Chance zu geben, bringt immer einen Mehrwert. Diese Einsätze helfen den Jugendlichen weiter und fördern die Kollegialität und den Gemeinschaftssinn im Team. Die Mitarbeitenden nehmen unser Engagement sehr positiv wahr.
Das Jugendprojekt LIFT
LIFT unterstützt Schülerinnen und Schüler mit erschwerter Ausgangslage beim Übergang von der Schule in die Berufsbildung. In wöchentlichen Kurzeinsätzen schnuppern die Jugendlichen Arbeitsluft und zeigen, dass sie Potenzial haben. Gegen 5000 Unternehmen arbeiten mit LIFT zusammen und stellen Wochenarbeitsplätze für über 4000 Jugendliche bereit. Interessierte Betriebe wenden sich an die zuständige Schule oder an LIFT.
Häubi AG
Hervorgegangen aus einer Schreinerei ist die Häubi AG seit über 50 Jahren auf das Einrichten von Arzt- und Zahnarztpraxen spezialisiert. Sie übernimmt sämtliche anfallenden Arbeiten von der Beratung und Planung bis zur Fertigstellung. Der Lysser Betrieb beschäftigt über 30 Mitarbeitende in den Bereichen Innenarchitektur, Schreinerei, Dentaltechnik und Administration.
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