Er ist Geschäftsführer der Stiftung SwissSkills sowie offizieller Delegierter für die Schweiz bei WorldSkills International und WorldSkills Europe. In dieser Funktion ist er ein wichtiger Player in der Förderung von jungen Berufstalenten.
Peter Brand
Herr Burri, Sie starteten mit einer kaufmännischen Lehre im Hotel ins Berufsleben. Was motivierte Sie dazu?
Meine Eltern führten ein Restaurant. Die familiäre Auflage war, nicht das Gleiche zu lernen wie sie. So lag eine berufliche Grundbildung in der Hotellerie ein wenig auf der Hand. Die Ausbildung war enorm vielseitig und bereitete mir Spass, sodass ich danach die Hotelfachschule absolvierte.
Welche gastrospezifischen Kompetenzen sind Ihnen heute noch von Nutzen?
Eine hilfreiche Kompetenz ist sicher das Planen. Wer in der Küche steht und innerhalb von anderthalb Stunden 300 À-la-carte-Bestellungen abzuwickeln hat, muss im Vorfeld vieles vorbereiten. Oftmals kommt es jedoch anders als geplant. Daher ist sicher eine gewisse Ruhe und Gelassenheit von Vorteil. Man sollte die Contenance auch in heiklen Situationen nicht verlieren. Und klar: Eine zentrale Kompetenz ist die Fähigkeit, mit unterschiedlichsten Menschen umgehen zu können.
Hat Ihr Herz schon immer für die Berufsbildung geschlagen?
Nicht unbedingt. Ich absolvierte zwar eine berufliche Grundbildung. Dennoch trug ich ein Stück weit den klassischen Kampf aus zwischen akademischen und anderen Berufswegen. Ich kompensierte dies später mit einigen tertiären Ausbildungen. Mit meinem Engagement bei SwissSkills kam ich dann auf eine ganz andere Weise mit der Berufsbildung in Berührung.
Was macht die Schweizer Berufsbildung in Ihren Augen so erfolgreich?
Die Durchlässigkeit und die Vielseitigkeit der Einstiegsmöglichkeiten. Unser grosser Vorteil gegenüber dem Ausland ist, dass wir irgendwo mit einer Lehre starten und uns nach oben oder sogar in andere Bereiche entwickeln können. Gerade solche Werdegänge sind in keinem anderen Land so begleitet und mit Ausbildungen hinterlegt wie bei uns.
Die nächsten SwissSkills finden 2025 statt. Worauf freuen Sie sich jetzt schon?
Immer mehr Berufsverbände entschliessen sich, an unserem Grossanlass Meisterschaften durchzuführen. Bei der ersten Durchführung 2014 fanden 60 Wettkämpfe statt. Nun rückt bereits die Hundertermarke in Sicht: Nächstes Jahr werden in 95 Berufen Meisterschaften ausgetragen. Das freut mich sehr. Und natürlich freue ich mich auf die starken Emotionen rund um die Wettkämpfe – sei es bei den Teilnehmenden oder beim Publikum.
Die Energie der jungen Berufsleute ist überaus ansteckend und inspirierend. Auch für Sie?
Bei den Teilnehmenden an den Meisterschaften spüren wir die Energie vor allem bei der Siegerehrung. Da geht es enorm emotional zu und her. Vorher sind die Teilnehmenden fokussiert auf ihre Wettkämpfe. Anders ist es bei den Teilnehmenden, die wir an eine Europa- oder Weltmeisterschaft begleiten. Mit ihnen sind wir speziell verbunden, weil wir gemeinsame Teamweekends durchleben und ihre Sorgen kennen. Weit weg von den eigentlichen Wettkämpfen gehen wir zusammen durch Hochs und Tiefs. Das schweisst zusammen und zieht alle mit.
Gibt es einen Moment, der Sie im Rahmen der Berufsmeisterschaften besonders bewegt hat?
Einer, der immer wieder kommt: Zu sehen, wie die Teilnehmenden sich entwickeln und sich wieder für andere einsetzen, sei es, indem sie sich bei den Vorbereitungen auf die nächsten Wettkämpfe engagieren, die Nachfolge unterstützen oder Expertinnen und Experten werden. Berührend ist auch, wenn uns jemand zurückmeldet, dass er oder sie mit den eigenen Kindern an den SwissSkills war und diese sich für einen Beruf begeistern liessen. Dann haben wir unseren Job gemacht.
Wie stellen Sie sicher, dass der olympische Gedanke bei den Wettkämpfen im Vordergrund steht?
Die wenigsten kommen mit einem klassischen Wettkampfgedanken an die Schweizermeisterschaften. Bei vielen stellt er sich erst ein, wenn sie vor Ort sind. Die Besuchenden, die Feedbacks, die Tatsache, etwas in der Öffentlichkeit tun zu können, machen den positiven Spirit aus. Anders ist es bei den internationalen Wettkämpfen. Sie sind klar leistungsorientiert. Wir gehen als Schweizer Team mit dem Ziel, europäisch die beste Nation zu sein. Die Kunst besteht für uns darin, die Freude zu erhalten. Wir versuchen, ein optimales Umfeld zu schaffen, das ermöglicht, mit einer guten Stimmung und ohne Druck in die Wettkämpfe zu steigen.
Zur Person
André Burri startete mit einer Lehre in der Hotellerie ins Berufsleben. Anschliessend absolvierte er die Hotelfachschule Zürich. Es folgten Ausbildungen als Marketingplaner, im Management, in nachhaltiger Entwicklung und im Projektmanagement. André Burri arbeitete unter anderem als Vizedirektor des Casino Kursaals in Interlaken, als Eventdirektor bei der BERNEXPO GROUPE und als Leiter Catering bei der Genossenschaft Migros Aare. Seit 2018 ist er für die Stiftung SwissSkills tätig.
WorldSkills 2024 : 12 Teilnehmende aus dem Kanton Bern
Vom 10. bis 15. September 2024 messen sich an den WorldSkills Lyon 2024 rund 1500 junge Berufschampions aus 65 Ländern. Sie kämpfen in 59 Berufen um Medaillen. Aus der Schweiz sind 45 Wettkämpfende (12 aus dem Kanton Bern) in 41 Disziplinen am Start.
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