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Köpfe – Samichlous, der Berufene

Für 2022 hat der Samichlous Feierabend und darum Zeit für ein Gespräch mit dem Berufsbildungsbrief – über Beruf und Berufung, Lebkuchen und Ruten, Privates und Existenzielles.

Rolf Marti

«Unser Handwerk hat sich über die Jahrhunderte kaum verändert», sagt der Samichlous. Foto: Andreas von Gunten

Ist Samichlous ein Beruf oder eine Berufung?
Von einem Beruf kann man leben, von einer Berufung nicht. Da ich mich nicht nur von Nüssen, Mandarinen und Lebkuchen ernähren will, würde ich meinen: Der Samichlous ist ein Berufener.

Wäre Samichlous ein Lehrberuf, bräuchte es eine weibliche Bezeichnung. Hast du einen Vorschlag?
«Fachfrau 6. Dezember»? Aber die Frage stellt sich nicht. Kinder haben eine fixe Vorstellung vom Samichlous. Er hat einen Bart, eine tiefe Stimme und ausreichend Verdrängungsmasse.

Wie wird man eigentlich Samichlous?
Man geht für zwei Jahre als Schmutzli in die Lehre, schickt danach ein Motivationsschreiben an den Zunftvorstand und bewährt sich im Bewerbungsgespräch.

Die Berufsbildung vermittelt Handlungskompetenzen. Welche ist in deinem Job die wichtigste?
Der gute Umgang mit Kindern.

Bildet sich der Samichlous auch weiter?
Unser Handwerk hat sich über die Jahrhunderte kaum verändert. Trotzdem bilden wir uns weiter. Wir laden beispielsweise Mitarbeitende aus Spitälern oder Kindergärten ein, die uns auf unsere Auftritte in ihren Institutionen vorbereiten.

Du verteilst Leckereien oder Ruten. Wer bekommt was in der Berufsbildung?
Wir verteilen keine Ruten. Der Schmutzli und ich wischen uns damit höchstens den Schnee von den Stiefeln. Nüsse, Lebkuchen und zwei Mandarinen gibt's für alle, die sich Tag für Tag für die Ausbildung junger Menschen engagieren.

Zum Schluss vier Fragen, auf die ich schon lange gerne eine Antwort hätte. Erstens: Stimmt es, dass du nur an einem Tag pro Jahr arbeitest?
Nein. Ich arbeite vom ersten bis zum dritten Advent, von morgens früh bis abends spät.

Zweitens: Warum verletzt sich dein Esel meist kurz vor dem 6. Dezember und ist daher bei deinen Auftritten nicht immer dabei?
Er verletzt sich nicht. Er ist störrisch und steigt beispielsweise in keinen Lift.

Drittens: Sind der Samichlous und der Schmutzli verheiratet?
Nein. Wir «chifle» wie ein altes Ehepaar, aber nach der Arbeit gehen wir getrennte Wege.

Vierte und letzte Frage: Gibt es dich wirklich?
Du hast doch gerade mit mir gesprochen …

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