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Peter Kaeser, Direktor WKS KV Bildung

Im August 2023 startet die neue kaufmännische Grundbildung. Ready for Take-off? Diese und weitere knifflige Fragen beantwortet der Direktor der grössten kaufmännischen Berufsfachschule im Kanton Bern.

Rolf Marti

«Kaufleute machen heute einen ganz anderen Job als zu meinen Zeiten», sagt Peter Kaeser.

Nur noch wenige Wochen bis zum Start der neuen kaufmännischen Grundbildung. Wie steht es um Ihr Nervenkostüm?
Es ist freudig angespannt. Freudig, weil es endlich losgeht. Und angespannt, weil sich bald zeigen wird, ob unsere breit abgestützte Vorarbeit «verhäbt». Klar: Wir werden nach dem Start immer wieder Justierungen vornehmen müssen. Aber das darf sein. Wir lernen daraus und werden gemeinsam besser.

Heisst das: Ihre Schule ist Ready for Take-off?
Ja. Wir haben uns während fünf Jahren intensiv vorbereitet und sind bereit zum Abheben. Bis dahin müssen wir inhaltlich noch viel tun. Deshalb würden mir die Lehrpersonen heute wohl nur zu 70 Prozent zustimmen.

Sie haben die kaufmännische Grundbildung 1990 abgeschlossen. Was ist der grösste Unterschied zwischen dem KV von damals und dem KV der Zukunft?
Ich habe noch Buchungsformulare mit vier Durchschlägen getippt. Heute buchen wir digital, teilweise mit Unterstützung künstlicher Intelligenz. Sie kommt ohne Tipp-Ex aus … (lacht). Kaufleute machen heute einen ganz anderen Job als zu meinen Zeiten. Deshalb müssen wir sie auch ganz anders ausbilden.

Gibt es Dinge, die sich nicht verändert haben?
Beginne mit dem «KV»: Dieser Grundsatz gilt auch heute. Die neue Ausbildung bleibt ein optimales Sprungbrett für die berufliche Karriere. Und: Damals wie heute braucht es solide Kompetenzen in Betriebswirtschaft, Technik, Sprache und Kommunikation. Diese werden auch in Zukunft konsequent erarbeitet.

Künftig werden auch im KV Handlungskompetenzen vermittelt. Eine Zeitung hat getitelt: Können ist alles, Wissen ist nichts. Ist das neue KV nur noch Handwerk ohne solide Allgemeinbildung?
Handwerk ist wichtig – auch in unserem Beruf. Berufsleute müssen in konkreten Arbeitssituationen zielgerichtet handeln können. Das ist mit Handlungskompetenz gemeint. Die Allgemeinbildung verliert deswegen nicht an Bedeutung. Der Punkt ist: Sie ist im KV in den fachlichen Unterricht integriert und – weil die klassische Fächerbezeichnung fehlt – für Aussenstehende weniger gut erkennbar. Das zeigt die zitierte Schlagzeile.

Bitte vervollständigen Sie die drei folgenden Satzanfänge. Das Schönste am Reformprozess war …
die enge Zusammenarbeit – an der WKS, in der Region, im Kanton und über Kantonsgrenzen hinweg. Die kaufmännischen Berufsfachschulen im Kanton Bern haben beispielsweise einen gemeinsamen Lehrplan erarbeitet. Der sogenannte «Berner Weg» ist ein Aufsteller.

Könnte ich mich nochmals für einen Beruf entscheiden, würde ich …
Schlagzeuger. Und dann Rockstar … (schmunzelt).

Müsste ich einen gendergerechten Namen für die kaufmännische Grundbildung finden, würde er …
«Grundbildung für Kaufleute» lauten.

Zur Person

Peter Kaeser ist mit einer kaufmännischen Grundbildung ins Berufsleben gestartet und hat sich danach zum Primarlehrer weitergebildet. Es folgten Abschlüsse an nationalen Hochschulen in Betriebswirtschaft mit Fokus Marketing und internationales Management. Seit 2020 ist Peter Kaeser Direktor WKS KV Bildung.

www.wksbern.ch

  • Weitere Informationen zur neuen kaufmännischen Grundbildung

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