Wer an einer Berufsfachschule Berufskunde (BKU) im Hauptberuf unterrichten will, braucht den Abschluss als «Dipl. Berufsfachschullehrer/-in für den berufskundlichen Unterricht». Die Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung (EHB) bietet den entsprechenden Studiengang in drei Varianten an.
Rolf Marti
An Berufsfachschulen gibt es Lehrpersonen, die Berufskunde im Hauptberuf unterrichten, und es gibt Lehrpersonen, die dies im Nebenberuf tun. Welche Voraussetzungen für Letzteres erforderlich sind und wie der entsprechende Studiengang an der EHB strukturiert ist, hat der Berufsbildungsbrief in einem früheren Artikel erläutert (Link).
Berufskunde im Hauptberuf
Wer Berufskunde im Hauptberuf unterrichten möchte, kann an der EHB den Studiengang «Dipl. Berufsfachschullehrer/-in für den berufskundlichen Unterricht» absolvieren. Zugelassen wird, wer eine Maturität (gymnasiale Matur, Berufs- oder Fachmatur) sowie eine höhere Berufsbildung bzw. eine Hochschule abgeschlossen hat. Weiter werden die Anstellung als BKU-Lehrperson im Nebenberuf, eine Empfehlung der Berufsfachschule sowie Erfahrung in einem Beruf des Unterrichtsbereichs (mindestens sechs Monate) und im Unterrichten auf der Zielstufe vorausgesetzt.
Drei Studienvarianten
Der Studiengang umfasst neun Module zu insgesamt 1800 Lernstunden (60 ECTS). Die Studierenden können sich – entsprechenden ihren Lernpräferenzen, ihrer persönlichen Lebenssituation und ihrer Vorbildung – für eine von drei Studienvarianten entscheiden.
- Standard-Studiengang: Er eignet sich für Studierende, welche vorgegebene Strukturen und inhaltliche Vorgaben bevorzugen und den intensiven Austausch mit Kolleginnen und Kollegen schätzen. Der Standard-Studiengang umfasst pro Woche einen Präsenztag an der EHB und einen Tag Selbststudium.
- Student Driven Studies (SDS): Bei der Variante SDS wird das Studium konsequent eigenverantwortlich gesteuert, der Kompetenzerwerb erfolgt anhand selbst gewählter Projekte aus dem schulischen Umfeld. Die Studierenden werden von Dozierenden begleitet, alle zwei Wochen findet ein Präsenztag statt.
- Validierung (VAE): VAE ist die Variante für langjährig tätige Lehrpersonen ohne Lehrdiplom, welche in hoher Selbstständigkeit die vorhandenen Lehrkompetenzen selbstständig nachweisen wollen.
Die Varianten «Standard» und «SDS» können zum kombinierten Studium «BKU & Sport» erweitert werden (zusätzlich 20 ECTS).
Zweitdiplom möglich
Im Anschluss an den Studiengang «Lehrperson Berufskunde im Hauptberuf» kann eine zusätzliche Lehrbefähigung (Zweitdiplom) für eine hauptberufliche Lehrtätigkeit an einer Höheren Fachschule, einer Berufsmaturitätsschule oder Berufsfachschule erlangt werden.
Berufsfachschullehrperson – Bildungsgänge EHB
Weitere Informationen zu den erwähnten Studiengängen gibt es unter folgenden Links:
• Ausbildungen an der EHB | Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung EHB
• Diplomstudiengang «Lehrperson Berufskunde im Hauptberuf»
• Zertifikatslehrgang «Lehrperson Berufskunde im Nebenberuf»
• Zweitdiplom
Sven Kohler, Studiengangvariante Standard
«Seit drei Jahren unterrichte ich am Berufsbildungszentrum IDM in Thun nebenamtlich Berufslernende. Junge Erwachsene zu begleiten, ist sehr motivieren. Den Studiengang BKU-Lehrperson im Hauptberuf absolviere ich, weil ich mich künftig vollzeitlich auf die Lehrtätigkeit konzentrieren möchte.
Die Studiengangvariante «Standard» ermöglicht den intensiven Austausch mit Studierenden und Dozierenden. Ich erhalte viele wertvolle Inputs, die mich als Lehrperson weiterbringen.
Für mich besteht die Herausforderung während des Studiums darin, das Kerngeschäft – den Unterricht an der Berufsfachschule – und den Aufwand fürs Studieren zeitlichen unter einen Hut zu bringen.»
Jessica Thönen, Studiengangvariante Student Driven Studies (SDS)
«Unterrichten ist meine Leidenschaft. Es ist faszinierend, Wissen zu vermitteln und Studierende zu begleiten. Daher unterrichte ich seit einem Jahr hauptberuflich im Studiengang Operationstechnik HF am medi – Zentrum für medizinische Bildung in Bern.
Am medi lernen die Studierenden in einigen Sequenzen selbstorientiert. Weil ich wissen wollte, wie sich das anfühlt und wie man in dieser Rolle zurechtkommt, habe ich mich für die Studiengangvariante «Student Driven Studies» (SDS) entschieden.
Der Studiengang startete mit einem dreitägigen Seminar in den Bergen. Nach wenigen theoretischen Inputs bin ich mühelos ins selbstgesteuerte Lernen eingetaucht. Alleine fühle ich mich beim Lernen nie. Es findet ein reger Austausch unter den Studierenden und mit den Dozierenden statt.»
Lukas Krebs, Studiengangvariante Validierung (VAE)
«Ich habe den Studiengang BKU-Lehrperson im Hauptberuf im Juni 23 abgeschlossen. Heute unterrichte ich an der BFF Bern Lernende im Fach Gesundheit, Ernährung und Hauswirtschaft – dies mit einem Pensum von 80 Prozent.
Die Studiengangvariante «Validierung» passte optimal zu unserem Familienmodell. Ein fixer Schultag pro Woche wäre für die Koordination der Familien- und der Erwerbsarbeit problematisch gewesen.
Der Studiengang war intensiv und anspruchsvoll. Aber er hat mir einen enormen Wissenszuwachs gebracht. Und: Ich habe mich von Dozierenden der EHB stets sehr gut begleitet gefühlt.»
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